23-10-2018, 13:33
(22-10-2018, 22:31)Sinai schrieb: Ich weiß nicht . . . zwischen der Zeit der Apostel und der Islamisierung lagen mehr als 500 Jahre !
Der Punkt ist, dass durch die Islamisierung Zeugnisse der Christenheit im Osten verloren gingen. Dadurch entsteht fast der Eindruck, es haette sie nie gegeben, da man in Geschichtsbuechern fast nichts ueber sie schreiben kann. Das Judenchristentum ist ja auch etwas, das ein eher nicht fassbares Phaenomen ist. Die Erwaehnungen der Kirchenvaeter bleiben immer vage.
(22-10-2018, 22:31)Sinai schrieb: Der These, daß es möglicherweise zur Zeit der Apostel eine ausgedehnte Missionstätigkeit außerhalb des Mittelmeerbeckens gegeben hätte, von der allerdings aufgrund der Christenverfolgungen keine schriftlichen Zeugnisse existieren, vermag ich wenig abzugewinnen.
Historisch mag dem durchaus so sein. Die Apostelgeschichte berichtet zwar von der Bekehrung des ersten Aethiopiers, angeblich des Schatzmeisters der Koenigin, aber wie so oft bei der Apostelgeschichte wirkt das wie eine Maerchengeschichte. Uebrigens ist "Mittelmeerbecken" schon viel zu weit gefasst. Die Kirche von Rom hatte ja unter anderem deshalb eine hervorragende Stellung im westlichen Teil des Roemischen Reiches, weil die dortige Gemeinde die einzige war, die Anspruch auf eine apostolische Gruendung erheben konnte, was auch Spanien ausschliesst.
Paulus ist der einzig wirklich Fassbare. Wenn man die fruehen Ueberlieferungen der Kirchenvaeter durchforstet, kommen noch Johannes fuer Kleinasien, Andreas fuer Epirus, Markus fuer Alexandria (falls man ihn als Apostel zaehlt), Petrus fuer Rom und Thomas fuer Parthien (Irak, Iran, Belutschistan) dazu. Alles in allem geht es nur um wenige Orte. Was davon tatsaechlich einen geschichtlichen Kern hat, ist eh fraglich, da schon recht frueh die massenhafte Legendenproduktion eingesetzt hat. Der Nukleus des fruehen Christentums war sicherlich in Kleinasien und Syrien, also einem geographisch sehr ueberschaubaren Raum.

