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Hat das Christentum das Prophetendenken überwunden?
#19
(01-09-2018, 22:18)Sinai schrieb: Für mich endet das Neue Testament mit dem letzten christlichen Buch  -  Johannes der Apokalypse und Mohammed sind zwei spätere Propheten

Daß ich mit meiner Aussage, daß der Johannes der Apokalypse ein Prophet war, nicht ganz falsch liege, geht aus folgendem Statement über die Offenbarung des Johannes im Wikipedia hervor:
"Es ist das einzige prophetische Buch des Neuen Testaments"  siehe: Offenbarung des Johannes - Wikipedia


Zur Diskussion, ob der Johannes der Apokalypse ein Prophet war, fand ich noch folgende Gedanken im Wikipedia:

" In der frühen Kirche war man seit dem zweiten Jahrhundert überzeugt, dass es sich bei dem Ich-Erzähler Johannes um den Apostel Johannes (Joh 21,2) bzw. den Autor des Johannesevangeliums, also den Evangelisten Johannes handele. In der Ostkirche war dies umstritten, und die Offenbarung war dort lange Zeit nicht Teil der kanonischen Schriften.

Papias († um 140) schrieb dem Buch einen apostolischen Ursprung zu, ebenso Justin der Märtyrer († 165): „Ferner hat einer, der bei uns war, Johannes hieß und zu den Aposteln Christi gehörte, in einer Offenbarung prophezeit.“ Irenäus sagt ausdrücklich, dass der Apostel Johannes Verfasser der Offenbarung gewesen sei, auch Clemens von Alexandria  († um 215) und Tertrullian († nach 220) bestätigen das. Origenes († um 254) schrieb: „Johannes endlich, der an der Brust Jesu gelegen, hinterließ ein Evangelium […] Er schrieb die Apokalypse.“

Diese Auffassung wird in der heutigen kontinentaleuropäischen Exegese praktisch nicht mehr vertreten (vgl. aber unten Datierung). Als Argumente werden sprachliche, inhaltliche und formale Abweichungen angeführt. ( . . . )

Der Verfasser gilt heute mehrheitlich als frühchristlicher Prophet "
  siehe: Offenbarung des Johannes - Wikipedia

Es ist mir aber klar, daß Mehrheiten in solchen Fragen kein Argument sind. Auch Mehrheiten können irren. Wenn die Mehrheit der Theologen des 2. Jahrhunderts (Papias, Justin, Irenäus, Clemens, Tertullian) eine Meinung verkünden, ist das streng genommen genausowenig ein Wahrheitsbeweis, wie wenn die Mehrheit der Theologen des 16. Jahrhunderts oder wie wenn die Mehrheit der Theologen des 21. Jahrhunderts eine Meinung vertreten.

Das genannte Statement im Wikipedia "Der Verfasser gilt heute mehrheitlich als frühchristlicher Prophet" ist daher kein Wahrheitsbeweis in einer solchen theologischen Frage.

Aber immerhin kann man sagen, daß es heute ernstzunehmende Stimmen gibt, ernstzunehmend da begründet, daß der Schreiber der Apokalypse kein Apostel war, und daß er als Prophet auftrat, auch wenn man das nicht gerne hört. Man hört das deshalb nicht gerne, weil ein Prophet der nach der Niederschrift des Evangeliums auftritt, das ganze NT über den Haufen wirft, besonders dann, wenn er antichristliche Hoffnungen (Blutbad an Ungläubigen) verkündet. Die Ostkirche hatte schon recht, wenn sie die Apokalypse verwarf

Die Apokalypse ist von ihrem ganzen Stil her eine scheußliche, blutrünstige Apokryphe unbekannter Provenienz.
So was geisterte am Ende des ersten Jahrhunderts massenhaft herum. Typische Untergrundliteratur! 
Wir wissen, daß das frühe Christentum eine Untergrundbewegung war, aber deshalb kann man nicht jedwede Untergrundliteratur der damaligen Zeit ins Christentum aufnehmen. Die Apokalypse ist als Schrift irgendeiner der damaligen zahllosen Sekten erkennbar, es ist von einem "Jesus" die Rede, aber sonst hat diese Schrift wenig Bezug zum Christentum

Während die Westkirche nach jahrhundertelangem heftigen Streit diese Schrift in die Bibel aufnahm (eine  Kompromißentscheidung, durch Aufnahme dieser Schrift erkaufte sich die Konzilsmehrheit wenigstens die Herausnahme anderer Apokryphen) hatte die Ostkirche eine andere Meinung.
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RE: Hat das Christentum das Prophetendenken überwunden? - von Sinai - 03-09-2018, 07:16

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