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Dass Christen nicht mehr die Gebote halten brauchen ist unbiblisch
#33
(15-08-2018, 10:41)Ulan schrieb: Das ist zwar ein verstaendlicher Standpunkt, aber dies vermeidet natuerlich, sich mit dem Text an sich auseinanderzusetzen. Wenn Jesus sagt, dass Gott kein iota des Gesetzes aufgehoben hat, das "Apostelkonzil" (das ich uebrigens auch fuer komplett ahistorisch halte) aber fuer die Christen etwas anderes entscheidet, dann muss man zwangslaeufig anfangen, zu interpretieren. Die Kirche tut das ja. Du hast die Aussagen miteinander in Vereinbarung gebracht, indem Du der Interpretation folgst, dass diese Aussage Jesu nur fuer Juden galt oder halt mit "Gesetz" etwas anderes gemeint ist, als was in der Tora steht. In den Texten der Kirchenvaeter gibt es uebrigens viele verschiedene Ansaetze, diese Widersprueche zu loesen.

Der christliche Glaube funktioniert im Prinzip schon seit Anbeginn so, dass den spaeter biblischen Texten ihre Eigenstaendigkeit geraubt wird, indem man immer andere Texte zu ihrer Interpretation heranzieht. Das war uebrigens auch die Hauptbegruendung des Irenaeus, warum man unbedingt vier Evangelien braucht: da sie alleine natuerlich jeweils etwas anderes sagen, fuehrt die Betrachtung eines einzelnen Evangeliums zur Haeresie. Im Prinzip erkennt er dadurch an, dass die Texte, fuer sich betrachtet, unterschiedliche grundlegende Ansichten vertreten. Der christliche Glaube wurde also erst durch diesen Dialog verschiedener Texte geboren. Warum dann aber unbedingt behauptet werden muss, die Texte wuerden alle das Gleiche sagen, ist mir etwas unverstaendlich; wahrscheinlich drueckt sich "Gott" einfach unklar aus.

Fuer Christen ist die Angelegenheit natuerlich weitgehend entschieden - in Deinem Sinne. Einzelne christliche Bewegungen sehen das natuerlich voellig anders; man denke z.B. an die Siebenten-Tags-Adventisten, deren Name schon darauf hinweist, dass sie es mit dem Sabbat-Gebot ernst meinen.

Natürlich gibt es unterschiedliche Ansichtenund Bewegungen. Die gibt es überall, sie liegen in der menschlichen Natur. Es gibt sie auch im Judentum, im Islam und auch unter Atheisten und Agnostikern. Das bedeutet aber nicht, dass es auch so viele Interpretationsrichtungen gibt. Klar, prinzipiell ist jeder frei zu interpretieren, was er für richtig hält. Letztendlich muss man sich aber irgendwie einig werden. Dann guckt man sich gemeinsam die biblischen Texte an, hinterfragt sie und kommt zu schlüssen. Und es gibt Punkte, in denen sich alle einig sind, und Punkte in denen sich nicht alle einig sind. Das sind dann die verschiedenen Bewegungen. Die Protestanten wollten sich von der Interpretationshoheit der Katholiken und ihren Machtspielen lösen. Die Freikirchen wollten sich von den Protestanten und ihrer engen Zusammenarbeit mit dem Staat und der Kirchensteuer lösen. Die Baptisten legen den Schwerpunkt auf die Taufe. Die Katholiken geben Maria eine größere Bedeutung.

Auf den ersten Blick schließt man da auf Uneinigkeit. Doch alle diese Richtungen sind Christen. Und im Christentum geht es in erster Linie darum zu glauben, dass Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Und das tun alle diese Glaubensrichtungen mehr oder weniger. Mehr noch sind aber die Individuen in den Kirchen wichtig. So gibt es in jeder Kirche die Christen, die an Gott glauben und eine Beziehung zu ihm führen. Diese Menschen sind mir schon aus allen Glaubensrichtungen des Christentums begegnet. Und wir konnten immer gemeinsamen Grund finden. Nämlich Jesus. Und mit den meisten bin ich mir auch einig geworden, dass ein Großteil der Gesetze noch für uns relevant ist und einige Vorschriften speziell für die Juden waren. Denn wir beziehen uns alle auf die Bibel. Es gibt also Einigkeit und es ist nicht alles frei zu interpretieren. Wer sagt ALLES in der Bibel ist interpretationssache, will letztendlich den Gott der Bibel nicht wahrhaben. Das ist im Prinzip das erste der zehn Gebote. Man formt sich einen neuen Gott, der seinen eigenen Vorstellungen passt.

Welche Frage mir sich noch stellt ist, welche Relevanz diese Fragestellung für einen Atheisten hat. Also die, ob wir Christen uns noch heute an alle Gebote und Gesetze halten sollten. Denn für Atheisten bedeutet das konkret für ihr Leben nichts. Für Christen ist dies aber eine Diskussion über ihre Lebensart. Und ich frage das nicht sarkastisch sondern aus wirklichem Interesse, es erschließt sich mir nicht.
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RE: Dass Christen nicht mehr die Gebote halten brauchen ist unbiblisch - von Philemon - 15-08-2018, 11:13

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