Ich setze mal voraus, dass die Tradition, aus der das ThomEv erwuchs, zeitlich vor dem Entstehen der kanonischen Evangelientexte zu verorten ist. Wäre das nicht so, erübrigten sich weitere Überlegungen zum Logion 71. Einen kurzen Überblick das Thomasevangelium betreffend habe ich HIER (klick!) gegeben.
So ist es.
Stephen J. Patterson hält es beispielsweise für möglich, dass mit Logion 71 auf den Untergang des Hauses Herodes Bezug genommen wird.
Dieser Gedanke lässt sich insbesondere dann nachvollziehen, wenn von der den Satz beschließenden Ergänzung [außer mir], die mit Blick auf die entsprechenden kanonischen Textstellen recht willkürlich vorgenommen wurde, abgesehen wird.
Eingewandt könnte allerdings werden, dass die Bezeichnung des Jerusalemer Tempels als "Haus" biblisch nicht ungeläufig ist.
Beispiel:
Joh 2,16: καὶ τοῖς τὰς περιστερὰς πωλοῦσιν εἶπεν· ἄρατε ταῦτα ἐντεῦθεν, μὴ ποιεῖτε τὸν οἶκον τοῦ πατρός μου οἶκον ἐμπορίου.
Jedenfalls bietet sich die Überlegung durchaus an, dass das biblisch mehrfach bezeugte Tempelwort Jesu mit Logion 71 in Beziehung stehen könnte. Am stärksten wohl dort, wo es als direktes Herrenwort (Joh 2,19) vorliegt.
Ich halte nicht nur den Prozess betreffende Details (so auch die Sache mit den falschen Zeugen), sondern die gesamte Prozessgeschichte für konstruiert.
(02-03-2018, 23:20)Kunigunde Kreuzerin schrieb: .., dass dort von einem „Haus“ und nicht vom „Tempel“ gesprochen wird und die Meinungen darüber, was unter „Haus“ im Logion 71 zu verstehen ist, weit auseinander gehen.
So ist es.
Stephen J. Patterson hält es beispielsweise für möglich, dass mit Logion 71 auf den Untergang des Hauses Herodes Bezug genommen wird.
Dieser Gedanke lässt sich insbesondere dann nachvollziehen, wenn von der den Satz beschließenden Ergänzung [außer mir], die mit Blick auf die entsprechenden kanonischen Textstellen recht willkürlich vorgenommen wurde, abgesehen wird.
Eingewandt könnte allerdings werden, dass die Bezeichnung des Jerusalemer Tempels als "Haus" biblisch nicht ungeläufig ist.
Beispiel:
Joh 2,16: καὶ τοῖς τὰς περιστερὰς πωλοῦσιν εἶπεν· ἄρατε ταῦτα ἐντεῦθεν, μὴ ποιεῖτε τὸν οἶκον τοῦ πατρός μου οἶκον ἐμπορίου.
(02-03-2018, 23:20)Kunigunde Kreuzerin schrieb: Bion wollte gewiss auch andeuten (?), dass der Fall aus der Sicht von Quellentheorien möglicherweise in ein anderes Licht rückt.
Jedenfalls bietet sich die Überlegung durchaus an, dass das biblisch mehrfach bezeugte Tempelwort Jesu mit Logion 71 in Beziehung stehen könnte. Am stärksten wohl dort, wo es als direktes Herrenwort (Joh 2,19) vorliegt.
(02-03-2018, 23:20)Kunigunde Kreuzerin schrieb: Viele Quellentheoretiker nehmen nunmehr an, dass alle diese – wenngleich im Detail unterschiedlichen – Sprüche auf einen echten Spruch des historischen Jesus zurückgehen, der im Zuge der mündlichen und schriftlichen Überlieferung mehrfach umgeformt und in neue Kontexte gestellt wurde. Der Ur-Spruch habe Markus 14:58 zumindest geähnelt, sei aber auch für frühe Christen zu anstößig gewesen, so dass einerseits Markus, Matthäus und die Apostelgeschichte ihn „falschen Zeugen“ untergeschoben und andererseits Johannes und Thomas ihn metaphorisch gedeutet hätten (sofern Thomas mit "Haus" etwas anderes als den Tempel meinte).
Ich halte nicht nur den Prozess betreffende Details (so auch die Sache mit den falschen Zeugen), sondern die gesamte Prozessgeschichte für konstruiert.
MfG B.

