03-12-2017, 16:11
Ich habe mich auf die Suche nach den entsprechenden Textstellen gemacht. Zu finden sind diese in der Patrologia Latina von Migne.(Bion)
Hallo Bion,
Du hast Dir viel Arbeit gemacht mit der "Patrologia Latina". Vielen Dank dafür, das war sehr spannend zu lesen.
Möglicherweise muß man für die Interpretation die vier Körpersäfte mit hinzu nehmen, aus denen der Mensch - nach mittelalterlicher Einschätzung - bestand:
Blut (Sanguiniker): Heiterkeit, Lebhaftigkeit
Schleim (Phlegmatiker): Trägheit, Schwerfälligkeit
Gelbe Galle (Choleriker): Jähzorn, Wut
Schwarze Galle (Melancholiker): Schwermut
Eine mögliche Deutung der besonders süßen Früchte (Pfirsiche, Erdbeeren) wäre, dass die "Schleimbildung" (Zitat Patrologia) zu vermehrter Trägheit führte (eine der sieben Todsünden).
Grund eventuell aus heutiger Sicht: der hohe Fruchtzuckergehalt.
Lauch ist ja mit Zwiebeln verwandt und daher im Rohzustand für einige eher schwer verträglich (Ulan, vielen Dank für den Selbstversuch! Bei mir stehen Zwiebeln auf dem Index
). Und all zu "große Sinnengier" war für ein ruhiges Klosterleben weniger förderlich.
Pflaumen sind recht abführend, das ist ja bis heute bekannt (wie auch von Geobacter erwähnt).
Bleibt das ambivalente Schweinefleisch. Dazu fällt mir auch nicht viel ein. Es könnte am starken Geruch der lebendigen Tiere gelegen haben, vielleicht aber auch mit der - durch die Kreuzzüge - vermehrte geistige Auseinandersetzung mit dem Orient.
Noch eine kurze Anmerkung zu Ulans "Verdauung im Mittelalter": Gerade im Kloster hatte man ja häufig einen gut gepflegten Kräuter- und Obstgarten. Insofern glaube ich schon, dass man - auch durch Lagerung, evtl. auch durch Einkochen - einen Großteil des Jahres Obst zu sich nehmen konnte (schon wegen der Fruchtsüße. Da es nur Honig zum süßen gab, dürfte das meiste Obst hoch begehrt gewesen sein).
Nach meinem Wissen war das Problem früherer Zeitalter eher eine zu träge Verdauung, es gab schließlich kaum Abführmittel (auch Mozart schreibt etwas ähnliches in einem Brief).
Unterm Strich scheint es also vor allem um die beiden Todsünden "Trägheit" und "Begierde" gegangen sein. Wenn man Dante zitieren möchte, mussten also einige Runden auf dem Fegeberg gedreht werden (Trägheit) und einige Zeit im Fegefeuer verbracht (Begierde).
Grüße an alle!
PS: Eines meiner Lieblingszitate aus der göttlichen Komödie - Die Beschreibung des Fegefeuers von Dante: "Das war so heiß, dass ich mich gerne in siedend Öl geworfen hätte, mich zu erfrischen!"
Hallo Bion,
Du hast Dir viel Arbeit gemacht mit der "Patrologia Latina". Vielen Dank dafür, das war sehr spannend zu lesen.
Möglicherweise muß man für die Interpretation die vier Körpersäfte mit hinzu nehmen, aus denen der Mensch - nach mittelalterlicher Einschätzung - bestand:
Blut (Sanguiniker): Heiterkeit, Lebhaftigkeit
Schleim (Phlegmatiker): Trägheit, Schwerfälligkeit
Gelbe Galle (Choleriker): Jähzorn, Wut
Schwarze Galle (Melancholiker): Schwermut
Eine mögliche Deutung der besonders süßen Früchte (Pfirsiche, Erdbeeren) wäre, dass die "Schleimbildung" (Zitat Patrologia) zu vermehrter Trägheit führte (eine der sieben Todsünden).
Grund eventuell aus heutiger Sicht: der hohe Fruchtzuckergehalt.
Lauch ist ja mit Zwiebeln verwandt und daher im Rohzustand für einige eher schwer verträglich (Ulan, vielen Dank für den Selbstversuch! Bei mir stehen Zwiebeln auf dem Index
). Und all zu "große Sinnengier" war für ein ruhiges Klosterleben weniger förderlich.Pflaumen sind recht abführend, das ist ja bis heute bekannt (wie auch von Geobacter erwähnt).
Bleibt das ambivalente Schweinefleisch. Dazu fällt mir auch nicht viel ein. Es könnte am starken Geruch der lebendigen Tiere gelegen haben, vielleicht aber auch mit der - durch die Kreuzzüge - vermehrte geistige Auseinandersetzung mit dem Orient.
Noch eine kurze Anmerkung zu Ulans "Verdauung im Mittelalter": Gerade im Kloster hatte man ja häufig einen gut gepflegten Kräuter- und Obstgarten. Insofern glaube ich schon, dass man - auch durch Lagerung, evtl. auch durch Einkochen - einen Großteil des Jahres Obst zu sich nehmen konnte (schon wegen der Fruchtsüße. Da es nur Honig zum süßen gab, dürfte das meiste Obst hoch begehrt gewesen sein).
Nach meinem Wissen war das Problem früherer Zeitalter eher eine zu träge Verdauung, es gab schließlich kaum Abführmittel (auch Mozart schreibt etwas ähnliches in einem Brief).
Unterm Strich scheint es also vor allem um die beiden Todsünden "Trägheit" und "Begierde" gegangen sein. Wenn man Dante zitieren möchte, mussten also einige Runden auf dem Fegeberg gedreht werden (Trägheit) und einige Zeit im Fegefeuer verbracht (Begierde).
Grüße an alle!
PS: Eines meiner Lieblingszitate aus der göttlichen Komödie - Die Beschreibung des Fegefeuers von Dante: "Das war so heiß, dass ich mich gerne in siedend Öl geworfen hätte, mich zu erfrischen!"
KAISER BARBAROSSA RIEF AUF EINMAL "HOSSA"
(Infoverlag/ Georg C. Peter)

