(14-11-2017, 15:33)Bion schrieb: Tatsächlich? Welche Bahā'ī -Schriften sind das, die diesen Standpunkt stützen?
Im Kitáb-i-Aqdas ist es erst einmal eine Frage, zu der eine Erlaubnis erteilt wird - in ausdrücklicher Aufhebung der bislang gültigen Bestimmungen des Báb und der vorhergehenden EInschränkungen im Koran.
Baháu'lláh schrieb:FRAGE: Ist die Ehe mit Ungläubigen erlaubt?
ANTWORT: Zur Ehe nehmen und zur Ehe geben sind erlaubt. Dies gebot der Herr, als Er den Thron der Freigebigkeit und Gnade bestieg. (Kitáb-i-Aqdas F84)
Es gibt aber zahlreiche Aussagen von 'Abdu'l-Bahá zu ethnischen Mischehen und eine ausdrückliche Empfehlung von ihm, über seine eigenen Grenzen - welcher Art auch immer - hinaus zu heiraten, um dadurch der "Einheit der Menschheit" näher zu kommen. In der Praxis werden diese Aussagen entsprechend auch auf gemischtreligiöse Eheschließungen übertragen. Und tatsächlich gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl gemischtreligiöser Ehen in der Bahá'í-Gemeinde.
(14-11-2017, 15:33)Bion schrieb: Ist es nicht vielmehr so, dass es von den Eltern abhängt, ob eine Mischehe zustande kommen kann?
Ohne Zustimmung beider Elternteile können bei den Bahā'ī, soviel ich weiß, Hochzeiten nicht stattfinden. Oder gilt das nicht mehr?
Die Zustimmung der Eltern braucht es nach wie vor zu einer Eheschließung, da wird sich auch nichts dran ändern, da ausdrücklich im Kitáb-i-Aqdas vorgeschrieben. Das ist aber dch kein Argument gegen die positive Einstellung der Bahá'í zu Mischehen. Mit dem gleichen Argument könntest du auch sagen, dass in den Südstaaten der USA Ehen zwischen Schwarzen und Weißen nicht erlaubt wären, weil es dort so viele Rassisten gibt.
Außerdem ist das Recht der Eltern, die Zustimmung zu verweigern, nicht absolut. Ihnen sind Entscheidungskriterien an die Hand gegeben, zu denen eben auch die Vorurteilsfreiheit gehört. Das bürgt natürlich nicht dafür, dass die Eltern ihre Entscheidung auch tatsächlich vorurteilsfrei fällen, aber sie ist eben auch mitnichten die Gegenrichtung gelenkt.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." - Sophokles: Antigone, Vers 523