(27-09-2017, 11:24)scilla schrieb: spekulativer Realismus
Zitat:"Wenn Du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich sie auch ist." oder : "Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag." - The Adventure of the Beryl Coronet / Sherlock Holmes
(Original engl.: "When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.")
https://de.wikiquote.org/wiki/Arthur_Conan_Doyle
Es ist schon witzig, dass Du hier eine Romanfloskel zur Basis nehmen musst, die von ihrem Autor nur deshalb eingefuehrt wurde, weil die Faelle in den Buechern eben nicht durch solide Evidenz geloest wurden, sondern durch eine fantasievolle Aneinanderreihung von Beobachtungen, die die Spannung des Lesers aufrechterhalten sollte. Die eigentliche "Loesung" der Faelle erfolgte ja im Endeffekt immer dadurch, dass die Verdaechtigen ein Gestaendnis machten. Gut, aber Du raeumst ja ein, dass das alles spekulativ bleibt.
Das Problem an Deinen Evidenzketten ist aber, was Du als das "Unmoegliche" bezeichnest. Da stimme ich halt Deiner Wertung nicht zu.
(27-09-2017, 11:24)scilla schrieb: alles spricht dafür
daß dem bronzezeitlichen Patriarchat ein jungsteinzeitliches Matriarchat (Urmonotheismus, Urkommunismus)
vorausgegangen ist
Eben nicht. Was immer dieses "alles" auch sein sollte.
(27-09-2017, 11:24)scilla schrieb: 3) aus den parmenidischen Fragmenten ist bekannt,
welche Göttin hat Parmenides besucht?
- daß Parmenides die Göttin der Wahrheit besucht
- daß er dazu die Leben/Tod-Schwelle überschreiten muss
- daß er von den Heliaden geleitet wird
Wie gesagt, die Goettin war namenlos, weil sie etwas ausserhalb der normalen Vorstellungswelt seiner Leser/Zuhoerer darstellen sollte. Deswegen gibt es ja auch x verschiedene Identifikationen fuer diese Figur in der Literatur.
(27-09-2017, 11:24)scilla schrieb: daraus folgt:
der Beweis:
- HELIOS kann als Schmied schlecht aus der Jungsteinzeit stammen
- die Plejaden sind älter als die Heliaden
- PLEIONE (Plejaden) reicht in die Jungsteinzeit zurück
- PLEIONE + ATLAS (westliches Mittelmeer) enstpricht INANNA + DUMUZI (östliches Mittelmeer)
- das Bindeglied zwischen PLEIONE und INANNA ist APHRODITE, denn letztere ist Meeresgöttin (für die Fischer; plein = segeln) und hat via DIONYSOS Zugang zur landwirtschaftlichen Fruchtbarkeit
APHRODITE muss dem Schmied HEPHAISTOS in die Unterwelt folgen und ihn dort heiraten
Da ist, wie Du sagst, spekulativ, und ich wuerde es als nicht haltbar einordnen. Es gab wohl nie eine Goettin "Pleione". Deine Reihenfolge ist verkehrt herum. Die Pleiaden bekamen ihren Namen vom Wort πλεῖν, "Segeln", weil es ein auffaelliger Sternhaufen ist, der schon frueh der Orientierung diente. Die Einzelsterne bekamen halt irgendwann Namen, und als der Ursprung des Wortes "Pleiaden" irgendwann in Vergessenheit geraten war, wurde halt von irgendeinem Erzaehler eine Mutter "Pleione" erfunden, wie es in der griechischen Mythologie dauernd passierte.
Viele andere Deiner Zuschreibungen scheitern auch schlicht an der Befundlage. Wenn wir das Beispiel Orion betrachten, so wissen wir, dass es von dem Sternbild schon vorgeschichtliche Abbildungen gibt. Das ist jetzt nicht weiter verwunderlich, weil es, wie ich finde, das auffaelligste Sternbild am ganzen Himmel ist, das auch Sterngucker-Laien im Normalfall auf Anhieb erkennen. Insofern ist es natuerlich auch einfach, eine Abbildung davon richtig zuzuordnen. Da es auf der Nordhalbkugel ein Winter-Sternbild ist, ist auch ein Bezug zum Agrar-Kalender wichtig, und den sehen wir ja in Aegypten auch, zusammen mit dem benachbarten Sirius uebrigens. Nur dort war Orion (in der aegyptischen Version) wirklich wichtig, als Vater der Goetter, oder als Ziel der Pharaonen nach dem Tod. Nur, sucht man in den griechschen Sagen nach aehnlichen Bedeutungen, wird man nicht wirklich fuendig. Es hat nie eine einheitliche Sage im griechischen Raum gegeben; diese sind alle regional und zum Teil in entscheidenden Punkten sehr unterschiedlich. An Verehrungen kennt man nur den boeotischen Heroen-Kult. Was bleibt, sind nette Geschichtchen, die irgendein Autor erfunden hat, weil ein paar Sternbilder nahe beieinander liegen.
Insofern sehe ich keinen Deiner Schritte, die Du da oben angedeutet hast, als in irgendeiner Weise zwingend an. Dann greift das Bonmot von A.C.Doyle letztlich auch nicht.
Wie gesagt, spekulieren darst Du natuerlich gerne. Nur, eindeutige Schlussfolgerungen kann man aus einer Aneinanderkettung von Mutmassungen, die alle selbst sehr unsicher sind, halt nicht ziehen.

