(12-09-2017, 06:37)sanctus schrieb: Dass den Christen eine gemeinsame Gebetsrichtung fremd wäre, ist so nicht richtig.
Dann ist ja gut, dass ich das so nicht geschrieben habe, sondern in meiner Aussage spezifischer war. Wenn man Aussagen zu allgemein macht, werden sie oft nicht richtig, oder man kommt zu Banalitaeten; schliesslich beten Christen in der Kirche ja Richtung Altar, was man dann auch - relativ sinnfrei - als gaengige "Gebetsrichtung" bezeichnen koennte.
(12-09-2017, 06:37)sanctus schrieb: Alle Kirchen sind geostet.
Das ist ein schoenes Beispiel, wie eine Aussage falsch wird, wenn man sie zu allgemein fasst. Das mit der Ostung der Kirchen kam als Mode irgendwann im Mittelalter auf (im westlichen Teil Europas wurde zuvor eher "gewestet") und, je nach baulichen Gegebenheiten, wurde diese Mode auch im Mittelalter oft ignoriert. In den letzten Jahrhunderten wurde das generell nur noch gemacht, wenn man die freie Wahl hatte. Beim Morgengottesdienst durch das Licht der hinter dem Altar aufgehenden Sonne einen dramatischen Auftritt hinzulegen, war halt "buehnentechnisch" ein beliebter Kniff. Dieser Kniff wurde auch bei Kirchen, die nicht auf der Ost-West-Achse stehen, wie dem Bamberger Dom, ausgenutzt, dort z.B. fuer ein Reliquien-Rundfenster, das im Osten, also nicht auf Kirchenachse, angelegt wurde.
Aber, wie Du selbst einraeumst, geht es dabei nicht um irgendwelche Glaubensvorschriften.
(12-09-2017, 06:37)sanctus schrieb: Der Unterschied ist auch, dass Jesus keine Gebetsrichtung vorgeschrieben hat. Selbst wenn er das getan hätte, wäre es für das Christentum eher sekundär. Im wesentlichen wurde von "So sollt Ihr beten" lediglich der Inhalt übernommen, eine Niederwerfung, die aus "und warf sich auf sein Angesicht" resultieren müsste, ist dem Christentum fremd. Da ist die muslimische Kritik am Christentum sicher nicht ganz verkehrt.
Die "muslimische Kritik" woran genau meinst Du? Im Christentum gibt's auch die Warnung, das Gebet nicht zur Show zu machen, weil das der eigenen Eitelkeit schmeichelt. Im Prinzip ist, abgesehen von einigen Gebeten im Gottesdienst, das Gebet etwas Privates, was mit der Vorstellung des persoenlichen Gottes im Christentum zu tun hat.

