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Elemente fernöstlicher Religionen in unserem Alltag
#23
Meines Wissens bestand schon vor 2000 Jahren reges Interesse an Fernost. Man bedenke die sogenannte Seidenstraße, die nie eine Straße war, sondern ein Netz von Routen (eine nördlich der Wüste Taklamakan, eine südlich der Wüste Taklamakan, andere südlich des Himalaya) und außerdem wurde da nicht primär Seide gehandelt (eine beschönigende Bezeichnung) sondern hauptsächlich Sklaven und Drogen (siehe den legendären Theriak, wie er im alten Rom hieß). Theriak war eine Mischung aus römischem Wein als Lösungsmittel und fernöstlichem Opium. Mit Theriak konnte man (reiche) Patienten betäuben und dann chirurgische Eingriffe schmerzlos vornehmen (Amputationen). Die südlichste Route der "Seidenstraße" endete in Damaskus. Vielleicht kam das Konzept der Gewaltlosigkeit Jesu aus Fernost. Jedenfalls ist gesichert, daß das Kamel über diese Route nach Syrien/Arabien, von dort ins Niltal, nach Afrika kam. Es stammt aus der Mongolei

Durch die Wirren der germanischen Völkerwanderung wurde das dekatent gewordene Imperium Romanum zerdrückt, es gab keinen zahlungskräftigen Kundenstock mehr und die "Seidenstraße" vertrocknete (um es poetisch auszudrücken).

Dann gab es keine direkten Kontakte mehr zwischen Europa und Fernost. Wenn wir von Marco Polo absehen

Der britische Imperialismus mit seinen unseligen Opiumkriegen brachte dann ab 1840 sehr intensive Kontakte zu Fernost.

Auch die USA griffen Korea an und das Zarenreich baute seine Transsib.

Um 1900 kamen mit britischen Matrosen (die in Hongkong und Schanghai waren) erste Jiu-Jitsu Künste nach Europa. Durch dieses unglaublich unfaire und brutale Verfahren (Tritte in die Hoden, Fingerstöße in die Augen und an den Kehlkopf) konnte ein schwacher, aber katzenartig flinker Bursche seine Gegner kampfunfähig machen. Das faszinierte Matrosen im Hafenmilieu (Prostituiertenmilieu). Bald gab es erste Schaukämpfe und Clubs in England. Die Sache war aber derart gefährlich, daß bei Kämpfen immer 2 Rettungskutschen da sein mußten (Franz Nimführ)
Bald kam Judo nach Europa, eine entschärfte Form, aber damals noch nicht olympisch, sondern eine Methode der Selbstverteidigung mit Schlägen, Stößen, Würfeln, Hebeln – aber ohne Tritte. Auch das Jiu-Jitsu wurde zivilisierter. Um 1975 kam dann Karate und Kung-Fu. Diese ostasiatischen Kampfsysteme waren damals die Vorboten der asiatischen Lebensweise. Judo – ich rede hier nicht vom degenerierten rein olympischen Sport – war vor allem Waffe und auch Religion. Wer in höhere Grade aufsteigen wollte, geriet in Zen-Buddhistische Bereiche der Meditation

Mitte der 70er Jahre kamen auch die ersten China- und Vietnamlokale im Europa auf. Zuerst in Paris (der alten Kolonialmacht, da lebten etliche Vietnamesen aus der Kolonialzeit). Langsam verbreiteten sich Chinarestaurants über ganz Europa, jetzt sind sie in jedem größeren Dorf.

Allerdings kochen sie keine Schlangen, Hunde und Ratten, sondern nur Huhn, Ente, Schwein, Rind, Fisch . . . somit europäische Fleischarten, asiatisch gewürzt . . .

Mitte der 70er Jahre kam Akupunktur nach Europa, das heißt das Verfahren durfte angewendet werden. Das war nicht selbstverständlich, denn vorher galt so was als verbotene und strafbare Kurpfuscherei in Europa

Mich würde interessieren, was Du von der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM hältst. Gab es überhaupt je ein traditionelles "China" . . . ? Da war ja auch ein Großreich, wo viele Kulturen überfallen und dem Reich mit militärischen Mitteln einverleibt wurden. Eine einheitliche Behördensprache wurde den vielen Völkern aufgezwungen

Ich kann keine chin. Kultur erkennen, "China" war eine Erfindung des chin. Kaiserhofes. (Genauso wie es nie "Indien" gab, das ist das Wort, wie die Briten ihren Raub bezeichneten – das war ein Völkerkerker mit Moslems, Hindus und anderen Kulturen)

Jedenfalls trat die TCM ihren Siegeszug in Europa an – Skeptiker meinen aber, daß da viel Magie enthalten ist. Unerklärbare Mechanismen gelten halt in der europ. Schulmedizin als "Magie"

Ob es nur Futterneid der europ. Ärzteschaft ist, die die diversen ostasiatischen Heilmethoden als Betrug diffamiert, ist schwer zu entscheiden

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Mich hat immer folgendes fasziniert:
Im alten China vor 1911 (im konfuzianischen Staat) durfte der Arzt nur Geld verlangen, solange der Patient gesund war. Sobald der Patient erkrankte, zahlte er nichts mehr. Somit war (theoretisch) der Anreiz geschaffen, daß der Arzt alles tat, um den Patienten gesund zu machen

Aber bei genauer Analyse dieses Systems kommt man zu seiner Schwäche:
Gesetzt den Fall, da war ein wohlhabender Beamter, beispielsweise ein Richter, ein General, ein Bürgermeister einer großen Stadt, ein Governeur eines Distrikts. Er löhnte seinen Sprengelarzt gut. Dann erkrankte der Mann, und zahlte nichts mehr.

Selbstverständlich versuchte nun der Arzt alles, um den Patienten wieder gesund zu machen. Erstmals um seinen Ruf als Arzt zu retten, und andererseits wohl auch, um wieder von diesem reichen Würdenträger bezahlt zu werden. War ja kein Armer

Sicher besuchte der Arzt seinen reichen (aber nicht mehr zahlenden) Patienten täglich, wachte wohl so manche Nacht an seinem Krankenbett, versuchte alle möglichen Arzneien und Heilverfahren. Aber irgendwann war er mit seiner Weisheit am Ende, er erkannte, der Patient war unheilbar

Und hier war nun die Schwäche des traditionellen chinesischen Systems erkennbar. Der Arzt verlor nun schlagartig jedes finanzielle Interesse an seinem Patienten. Sicher wird er ihn anstandshalber einmal pro Woche kurz aufgesucht haben, damit es gut aussieht, aber Interesse war keines mehr vorhanden. Wozu auch ? Die Hausbesuche waren unbezahlt !

Da ist mir unser europäisches System schon lieber. Die Krankenkassa zahlt die Hausbesuche des Arztes – und zwar auch bei chronisch Kranken

Wenn man so manche asiatische "Weisheiten" näher betrachtet, kommt man zum Schluß, daß sie auch ihre massiven Nachteile haben
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RE: Elemente fernöstlicher Religionen in unserem Alltag - von Sinai - 31-12-2016, 02:15

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