12-09-2016, 08:57
Die Vermutung, dass die Religion mit der Zeit hinfällig werde, war ein Merkmal der Moderne. Vernunft, Rationalität und Wissenschaft waren die neuen Bezugspunkte moderner Weltanschauungen. Diese Mutmaßung ist nicht eingetreten. In der Postmoderne nahmen die Patchworkreligionen immer weiter zu, individuelle religiöse Konzepte und Vorstellungen. Die Religion wurde nicht überwunden, auch wenn die Unkenrufe der Moderne stark waren. Interessant dürfte die zukünftige Entwicklung sein: in Zeiten globaler Krisen gewinnen die konservativen Formen der Religionen wieder stärker an Bedeutung. Der Islam vereinigt beide Aspekte. Er ist keine hier gewachsene konservative Struktur, in die jemand hereingeboren wird, sondern Ergebnis freier Entscheidung auf dem religiösen Markt. Gleichzeitig ist er von seinem Kern her konservativer als es jede konservative Form angestammter Religion jemals war.

