10-09-2016, 19:14
(09-09-2016, 16:45)Gundi schrieb: Die Religionen haben abgedankt. Modernisierte Formen verlieren nach und nach immer mehr ihrer Schäfchen und die konservativen Strömungen verzeichnen entweder nur geringe Mitgliedszahlen und haben kaum Einfluss auf das alltägliche Leben (Sekten in der westlichen Welt) oder beziehen ihre Mitglieder zu einem Großteil aus der Armut und Not und sorgen mit Terror und Gewalt für das Aufrechterhalten ihrer Stärke (zb. IS).
Religionen in aufgeklärten Gesellschaften werden kaum angenommen, zu alt sind ihre Geschichten, zu einfach für die komplexe, moderne Welt. Glaube in der "westlichen Welt" zieht nur noch, wenn er als popkulturelles Großevent eines Kirchentages daherkommt.
Die Naturwissenschaft hat die Religion längst aus der irdischen Welt verdrängt, nur missmutig werden wissenschaftlihe Erkenntnisse angenommen, da der äußere Druck zu groß wird. Man weiß um die Notwendigkeit dessen, möchte man nicht zur Sekte degradiert werden und durch fundamentalistische Positionen Macht und Geld verlieren.
Was bleibt ist ein hohles Gebilde, dessen Mauern der Tradition krampfhaft erhalten werden sollen, dessen innerer Kern aber längst hinterfragt, durchschaut und niedergelegt wurde.
Der Mehrwert religiöser Geschichten geht nicht über den der Märchen und Fabeln hinaus. Dennoch behaupten die Oberen der jeweiligen Religionsgemeinschaften, ihre Geschichten seien von besonders großer Wichtigkeit für gesellschaftliches Zusammenleben. Es ist ein krampfhafter Versuch, der Bedeutungslosigkeit doch noch irgendwie zu entkommen und manch Glaubensbruder schreckt dafür auch nicht vor den altbekannten Mitteln der Angstschürerei und Panikmache zurück.
Je gebildeter eine Gesellschaft, desto geringer die Anzahl der Religionsmitglieder und desto größer die Anzahl der Konfessionsfreien.
Religion ist nicht Ethik, auch wenn in heutiger Zeit gerne so getan wird und die theologischen Grundsätze nur leise durchs Hintertürchen eingeschoben werden. Eine Ethik gibt es aber auch außerhalb der Religion, mit langer Geschichte und theoretischem Fundament, das sich der eigenen Überprüfung nicht entzieht.
Was bleibt also für die Religion? Naturwissenschaft und Philosophie, Moderne und Aufklärung haben sie in nahezu allen Teilen überflüssig gemacht. Einzig ihre Trostfunktion behält sie bei, verlangt dafür aber auch einiges. Aber kann das alles sein?
Stelle diese, zugegebenermaßen einseitigen Ansichten mal zur Diskussion. Mit dem Vermerk, dass es lediglich um Religion geht, nicht Glaube oder anderes.
Ich teile Deine Ansicht, soweit Du monotheistische Religionen ansprichst, die im politischen Westen und hier hauptsächlich in Westeuropa stark an Überzeugungskraft verlieren, sicher auch deshalb, weil das in den sog. heiligen Schriften Dargestellte z.T. große Widersprüche enthält und auch deshalb, weil die Inhalte dieser Schriften nicht erlebt werden können. Glaube erfordert im politischen Westen schon starke Selbstsuggestion, die eine Bereitschaft voraussetzt, die immer weniger Menschen aufbringen.