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Christentum im Orient
#4
(30-07-2016, 09:17)Lucilla schrieb: in wie fern unterscheiden sie sich denn von der Katholischen Kirche?

Die Gegenfrage waere "wer denn jetzt"?

Bei katholischen Ostkirchen sind die Unterschiede zum Teil nur gering. Im Libanon hat z.B. die Maronitische Kirche (die groesste dort) lediglich einen westsyrisch/antiochenischen Ritus, erkennt aber den Papst als Oberhaupt an. Die Melkitische Griechisch-Orthodoxe Kirche dort (die drittgroesste) hat den byzantinischen Ritus, aber ist auch mit der RKK uniert. Die Rum-Orthodoxe Kirche dagegen (die zweitgroesste) ist eine autokephale (komplett selbststaendige) Teilkirche der Orthodoxen Kirche, die Arabisch als Sprache im Gottesdienst benutzt.

Daneben gibt's natuerlich die "altorientalischen" Kirchen. Die haben sich jeweils bei einem bestimmten Konzil vom Hauptzweig der Christenheit (Katholiken, Orthodoxe, Protestanten) getrennt, weil sie die Konzilsbeschluesse ablehnten.

Bei den orientalisch-orthodoxen Kirchen war das nach dem Konzil von Chalcedon (451). Da geht's um Spitzfindigkeiten zur Natur Christi. Im Westen Monophysiten genannt, bestehen sie darauf, Miaphysiten zu sein. Monophysitismus bedeutet, dass Christus nach der Inkarnation Gottes im Menschen nur eine einzige, goettliche Natur besitzt; der Hauptast des Christentums lehrt, dass die goettliche und die menschliche Natur in Christus "unvermischt und ungetrennt" nebeneinander stehen. Frage mich nicht, das zu erklaeren; dieser Widerspruch ist wohl Absicht. Ausserdem sagen die orientalisch-orthodoxen Kirchen, die Behauptung, sie seien Monophysiten, waere nichts als ueble Nachrede; sie wuerden nur meinen, dass nach der Vermischung von goettlicher und menschlicher Natur die goettliche ueberwog. Nun denn.

Zu diesem "miaphysitischen" Zweig gehoeren die Koptische Kirche, die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Armenische Kirche, die aethiopische Tehawedo Kirche, und einige kleinere Kirchen, z.B. in Indien.

Daneben gibt's noch die diophysitischen Kirchen, auch Nestorianer genannt, die lehren, dass menschliche und goettliche Natur in Jesus geteilt und unvermischt nebeneinander standen. Hauptvertreter ist hier die Assyrische Kirche des Ostens, die auch in Indien vertreten ist. Die trennten sich nach dem Konzil von Ephesos (431) ab.

Im Grossen und Ganzen sind das Fragen, die heute so gut wie niemanden mehr interessieren. Es gibt Bestrebungen, die Differenzen als rein sprachliche Unterschiede zu interpretieren.
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Christentum im Orient - von Lucilla - 29-07-2016, 20:13
RE: Christentum im Orient - von Ulan - 29-07-2016, 22:40
RE: Christentum im Orient - von Lucilla - 30-07-2016, 09:17
RE: Christentum im Orient - von Ulan - 30-07-2016, 10:18

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