24-06-2016, 19:19
Ekkard schrieb:Vorweg: Ideologien gehören nicht zu den Eigenschaften einer Gesellschaft, die ein freies und selbstbestimmtes Leben fördern. Mithin sind alle Ideologien schädlich - es sei denn, man hält Krieg für ein gesellschaftsförderndes Mittel! Eine wie immer geartete Ideologie ist eine Engführung auf Ziele hin, die im schlimmsten Fall keine Rücksicht auf das Leben, die Gesundheit und das Glück derer nimmt, die den Zielen entgegen stehen.
Ich stimme dieser Aussage in vollem Umfang zu.
Ekkard schrieb:Erich schrieb:Ich diffamiere nicht, sondern stelle Fakten dar. Es ist unbestreitbar, dass ...Nein, das ist nicht "unbestreitbar", weil es in einigen Fällen zutrifft, in anderen nicht.
Nun, der für die allermeisten Muslime als von Allah vor Anbeginn aller Zeiten wörtlich verfasst geltende Koran und das in der Überlieferung des als sakrosankt geltenden Propheten dargestellte Leben Mohammeds, die Sunna, sind quasi das Grundgesetz der beiden großen islamischen Konfessionen, Sunna und Schia. Deshalb erlaube ich mir von „dem Islam“ zu sprechen, und mein „unbestreitbar“ bezog sich auf meine Aussage zu dem im Frühmittelalter aus Koran und Sunna kreierten islamischen Recht. Und meine Aussage zur in diesem Recht vorgegebenen Aufteilung der Menschheit im Dar al-Islam in 3 Klassen ist meiner Überzeugung nach wirklich unbestreitbar!!
Ekkard schrieb:Sicher gibt es Staaten, die ihre Bürger ideologisch auf höchst intolerante Weise vergattern unter dem Deckmantel ihrer Religion. Aber das tun viele Staaten auch außerhalb der islamischen Welt. Und ich bin nicht so sicher, dass hierzulande viel Toleranz herrscht, zumal wenn es "ans Eingemachte" geht.
Also in dem Maß wie in vielen Staaten der islamischen Welt Bürger unter dem Deckmantel der dominierenden Religion „vergattert“ werden, ist mir kein nicht-islamischer Staat bekannt. Ich sehe im Vergleich mit dem Dar as-Salam (=Haus des Friedens, identisch mit dem Dar al-Islam) annähernd überall im „Dar al-Harb“ (= Haus des Krieges = alle nicht muslimisch dominierte Staaten) mehr, wesentlich mehr individuelle Freiheit realisiert als in großen Teilen der islamischen Welt, selbst in weltlich orientierten Diktaturen. Deren Diktatoren profitieren schließlich nicht von Einschränkungen bis tief in die Intimsphäre hinein.
Ekkard schrieb:Intolerante Herrschaftssystem sind quer durch die Geschichte noch immer irgendwann verschwunden, zugrunde gegangen an ihren gesellschaftlichen Widersprüchen.
Nun, sie wurden teils nach vielen Jahrhunderten in verschieden motivierten Bürgerkriegen oder durch Gewalt von außen gestürzt. Die islamische Ideologie wird bereits mehr als 1000 Jahren in der islamischen Welt praktiziert und ich kann nicht erkennen, dass sich an der auf Muslime ausgeübten religiösen Dominanz des Islam etwas zu ändern beginnt, auch nicht bei der Mehrheit der in Westeuropa lebenden Muslime. Das bestätigen Umfragen und die Haltung der Islam-Verbände z.B. zum Euroislam oder zu Khorchide.
Ekkard schrieb:...Nur, wir erleben gerade zweierlei: Die Ideologie des unbeschränkten Kapitalismus richtet sich gerade selbst zugrunde; ...
Ich kann nicht erkennen, dass sich der Kapitalismus „gerade selbst zu Grunde“ richtet. Ich halte ihn auch für weitgehend natürlich, da der Egoismus Bestandteil der menschlichen Natur ist. Auch gelang es weder dem Christentum („hast Du 2 Hemden, gebe dem eins, der keines hat“) in 2000 Jahren noch dem Kommunismus in seinen staatstragenden 100 Jahren, eine Abwendung vom Kapitalismus herbeizuführen und in islamisch dominierten Staaten blüht der Kapitalismus schließlich ebenfalls.
Ekkard schrieb:... in dieses Vakuum kann irgendeine fest gefügte z. B. religiöse oder Nazi-Ideologie eindringen und Anhänger gewinnen. Diese, auf der Suche nach Sicherheit, laufen jedem "Kasperl" nach, der ihnen das Blaue vom Himmel verspricht. Ideologen haben und hatten noch nie Probleme, Wahrheit und Lüge so zu vermischen, dass niemand merkt, welche Konsequenzen drohen.
Dieser Aussage stimme ich zu. Sie ist u.v.a. durch die Geschichte der Wahl von 1933 im dt. Reich und dem Brexit belegt und neben dem Versprechen ewigen jenseitigen Wohls m.M.n. der Hauptgrund für die gegenwärtig zu beobachtende Renaissance des islamischen Gedankenguts.
Ekkard schrieb:Ich denke, wir sollten nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern uns auf Tugenden wie Geduld, Gelassenheit, Gerechtigkeit und die Werte einer liberalten Demokratie besinnen. Noch bestimmen wir Wähler, was wir wollen, wenn wir klug genug sind, unsere Ängste nicht zu Lehrmeistern der Politik zu erheben.
Ich bin nicht der Auffassung, dass wir einer Ideologie, die in ihren Grundlagen explizit Intoleranz fordert, Toleranz in Form von Kompromissen unseren Rechts mit islamischem Recht entgegenbringen sollten. Das wird aber immer weniger vermeidbar sein, je mehr islamische Wähler ihren Einfluss auf die Politik einer funktionierenden Demokratie nehmen können. In GB gibt es bereits Schariagerichte, die in Familienangelegenheiten auf freiwilliger Basis angerufen werden können. In anderen EU-Staaten wird über Ähnliches nachgedacht. Ich lehne solche Kompromisse ganz entschieden ab.
Um Missverständnissen bei neuen Diskussionspartnern vorzubeugen:
Ich spreche mich nachdrücklich für die Aufnahme religiös und politisch verfolgter Menschen in einem der reichsten Staaten der Welt, Deutschland, aus, zumindest befristet. Ich bin jedoch nicht der Auffassung, dass die Einbürgerung und damit die Einräumung des Wahlrechts in irgendeiner Form, z.B. aufgrund der Dauer des Aufenthalts oder qua Geburtsort, automatisiert, sondern dem, der Staatsbürger werden will, ausschließlich nach gründlicher Prüfung eingeräumt werden sollte.