(05-06-2016, 16:25)Ulan schrieb: Irgendwie hast du da die entscheidenden alten Phasen ein wenig nach biblischer Folklore geordnet. Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass die Bibel ein tendenzioeses Werk des judaeischen Staates ist. Es ist ihre Version von "Geschichte", und Geschichtsschreibung hatte auch in nichtreligioesen Texten damals durchaus viel Erfundenes (siehe auch Herodot). Die alten Geschichten sind hauptsaechlich Sagen, deren wahrer Kern erst noch gefunden werden muss.
Auch bei eindeutig historischen Vorkommnissen sieht es durchwachsen aus. Wenn man z.B. an die Zerstoerung des Nordreiches Israel durch die Assyrer aus der Bibel denkt, so wuerde man aus der Bibel erschliessen, dass da nichts mehr war. Und doch gab es Samaria, Israeliten alter Couleur, die den Ort ihres "wahren" Tempels bewahrten, bis die Juden ihn zerstoerten. Deshalb habe ich die Samaritaner ja genannt: sie waren da, auch wenn die Bibel sie in den spaeteren Buechern weitgehend ignoriert.
Was Du "Sklavenzeit im Euphrattal" nennst, ist auch so eine zwiespaeltige Angelegenheit. ( . . . )
Sie brachten viele persische Gedanken mit (das Paradies)
Eine auffaellige Abwesenheit in Deiner Liste ist die Zeit tatsaechlicher Unabhaengigkeit Judaeas, als der juedische Nationalismus aufkam. Das war die semiunabhaengige Zeit von 140-116 v.Chr. und anschliessend die vollstaendige Unabhaengigkeit 110-63 v.Chr., einer Zeit, in der der juedische Staat Samaria besetzte und drangsalierte . . .
Danke für Deine kritischen Einwände, ich hätte mich nicht getraut, so was zu schreiben
Irgendwie hast Du schon recht daß es heute im Jahre 2016 ausgemachte Sache ist, daß die "biblische Folklore" wahr ist und sogar als Grundlage des mächtigen Zionismus gilt, während die Zyklopengeschichten der Griechen als "Sage" klassifiziert werden
Das mit Samaria ist tatsächlich interessant, vielleicht solltest Du einen eigenen Thread eröffnen.
Das mit der "Sklavenzeit im Euphrattal" . . . na ja. Hast ja recht. Soo arg war die Sklaverei wohl nicht, die Masse des israelischen Volkes genoß den Aufenthalt in Mesopotamien sehr, wollte gar nicht mehr zurück. Die gebratenen Tauben flogen da durch die Luft
Mit "Unterdrückung" bezeichnen die Juden ja jeden unabhängigen, nicht durch sie geführten Staat.
Wer weiß. Wie es aussieht, werden in tausend Jahren die israelischen Schulbücher von der amerikanischen "Gefangenschaft" flennen, mit der Begründung, daß die frechen Amerikaner tatsächlich auch nichtjüdische Feiertage hatten. Ekel, Flenn, Schauder, Mitleidverström
Daß die Vorstellung vom Paradies aus der Zeit der sogenannten "Gefangenschaft" in Babylonien stammen sollte, kann chronologisch nicht stimmen, siehe die biblische Erzählung von Adam und Eva im Paradies

