(04-06-2016, 08:55)Linus schrieb: Wie kommst Du auf diese Idee? Sowas hab ich noch nie gehört. Und wieso schien? Wie scheint es denn jetzt?
Nun ja, die Evangelien schreiben ja zum Teil sehr unterschiedliche Dinge. Im Zusammenhang mit dieser Aussage ist Mt. 15:24 relevant:
21 Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.
22 Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält.
23 Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Befrei sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns her.
24 Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.
Nach dieser Aussage betraf die Mission Jesu nur die Staemme Israels, niemanden sonst.
(04-06-2016, 08:55)Linus schrieb: Aber dass Gott seinen eigenen Sohn diesen Gefahern und Qualen aussetzt nur um ein paar Stämme der Juden zu einigen - ein Zustand der eh zeitlich begrenzt sein dürfte - das scheint mir der Weisheit Gottes nicht gerecht zu sein.
Es geht hier um die juedische Messias-Vorstellung. Die Einigung der Staemme Israels ist Voraussetzung fuer das Eintreten der Endzeit, und Jesus als apokalyptischer Prophet treibt das voran. Das Bild der 12 Apostel ist hier wohl auch so einzuordnen, dass es einen Apostel per Stamm gibt.
Abgesehen davon sind Begruendungen à la "das scheint mir der Weisheit Gottes nicht gerecht zu sein" nur eine Umschreibung von "das entspricht nicht meiner persoenlichen Vorstellung, wie ein Gott handeln wuerde, da ich zu meinen weiss, was goettliche Weisheit beinhaltet". Das machen wir zwar mehr oder weniger alle so, aber man sollte sich bewusst sein, dass das mehr ueber die eigene moralisch-ethische Verortung aussagt als ueber Gott und daher als Widerlegung eines nicht in die eigene Vorstellung passenden Sachverhalts ungeeignet ist.