04-06-2016, 00:00
(03-06-2016, 19:24)Linus schrieb: Und dafür, für eine solche weltliche Rettung, die eh nur ein paar Jahre angehalten hätte, glaubst Du echt, hat Gott seinen Sohn diesen Qualen ausgesetzt!? Und SEINE letzten Worte: "Es ist vollbracht!" waren daher eine Lüge? Denn das von Dir Beschriebene war nicht in geringster Weise erledigt.Bitte lies nicht einfach nur den Anfang (Buch Daniel), sondern auch die Veränderungen, die der Prophet Jesaja herbei geführt hat. Jesus fühlte sich dem Friedensreich des Jesaja verbunden und hat dafür geworben. (Im übrigen sehr zum Missfallen einiger Jünger, die eine weltliche Erlösung von den Römern herbei führen wollten.)
(03-06-2016, 19:24)Linus schrieb: Da das Reich Jesu nicht von dieser Welt ist, kann ausgeschlossen werden, dass er diese Welt retten wollte - wozu auch?Man muss wohl unterscheiden zwischen dem, was Jesus wollte und dem, was Paulus und die Evangelisten daraus gemacht haben. Wir wissen nur Letzteres. Jesus, als ganzer Mensch, hat immer wieder nur die Probleme behandelt, die gerade anstanden, grob gesprochen Krankheiten heilen und Ungerechtigkeiten ausgleichen. Alles sehr irdische Dinge. Deren theologische Überhöhungen stammen von den urchristlichen Predigern, allen voran vom Apostel Paulus.
(03-06-2016, 19:24)Linus schrieb: Ohne Präexistenz der Seele ist eine eigene persönliche Verantwortlichkeit dafür nicht gegeben und die weltlichen Sünden können von Jesus nicht gesühnt worden sein, da unmöglich gewusst haben kann, wer in Zukunft alles sündigt.Wie gesagt, was Jesus wollte, wissen wir nicht. Er hat aber, sehr zum Verdruss der Schriftgelehrten, Menschen Sünden vergeben - ganz einfach. Dadurch wurden sie bisweilen geheilt, vermutlich, weil ihre seelische Verfassung von einer "ewigen Last" befreit worden war. "Geh' hin, dein Glaube hat dir geholfen!".
Ich glaube auch nicht, dass Jesu Opfer darin bestand, aus politischen Gründen am Kreuz ermordet zu werden. Sondern darin, Gottes Beistand den Gequälten und Gedemütigten zu verkünden, jenen, die an den weltlichen (Römer) und geistlichen (Schriftgelehrte) Regeln litten. Jesus hat gewissermaßen die Ketten des (übermäßig auf Regeln begründeten) Glaubens gesprengt. Dieses Glauben schließt auch ein, die politischen Verhältnisse atavistisch hinzunehmen. Die Sprengkraft haben die Theologen und die Politiker seiner Zeit zu spüren bekommen - so hautnah, dass sie sich dieses Störenfrieds entledigt haben.
Sie haben aber die Rechnung ohne den gemacht, der hinter Jesus stand. Vieles, was wir heute haben z. B. keine Sklavenhaltung, Hilfswerke, Hospitäler bis hin zu Universitäten basiert auf simplen Verhaltensregeln, die man in der sog. Bergpredigt findet. Das ist Jesu Opfer (sacrifice), nicht sein politisch motivierter Mord, dessen 'victim' er geworden ist. Übrigens ein Risiko, das viele Menschen im Lauf der Geschichte eingegangen sind, der politschen und geistlichen Unterdrückung wegen.
(03-06-2016, 19:24)Linus schrieb: Wir könnten uns fragen, ob nicht doch Origenes Recht hatte, indem er die Präexistenz der Seele verteidigte (wie früher auch Pythagoras und andere Griechen) und ob sich diese Seele jedes einzelnen Menschen irgendwann in der Vergangenheit verschuldete, sodass sie nun der Erlösung bedurfte, um wieder ins Reich Gottes eintreten zu dürfen - die einzige Vorstellung, die das gewaltige Werk rechtfertigen würde.Für mich besteht das "gewaltige Werk" fort. Die geistige Auseinandersetzung mit dem, was scheinbar unabänderlich ist (fataler Einsatz von Geld, Hunger, Krieg), bedarf der stetigen Erneuerung. Irgendwelche - insbesondere transzendente, gar absolute - Gewissheiten sind dabei eher hinderlich.
Oder: Mit der Präexistenz einer Seele kann ich definitiv nichts anfangen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard