(26-12-2014, 21:03)Pummeluff schrieb: Ich las von Gründen für den Atheismus und viele viele Aspekte die für einen Glauben sprechen. Aber mich interessiert einmal, was euch bewegt an das zu glauben an das ihr eben glaubt oder eben nicht.
Größtenteils meine eigene Erfahrung. Im Zusammenhang mit Glaube oder Religion klingt eigene Erfahrung vielleicht merkwürdig, aber ich bezeichne mich auch nicht als religiös. Der Buddhismus zeigt ganz gut, dass es eine Frage der Betrachtung ist, ob man nun religiös oder philosophisch ist (guter Beitrag hierzu:https://www.youtube.com/watch?v=oGw-7QtWz0k)
Früher habe ich relativ viel meditiert. Das habe ich mir als nicht sehr intensive Technik erhalten, aber doch als regelmäßige. Jeden Tag 10 Minuten. Die meisten Dinge, die ich für "wahr" halte, entspringen meiner meditativen Praxis. Das sind Dinge wie die Flüchtigkeiten im Verstand und das alles, was ich für ein Ich halten könnte, immer nur etwas zu schein scheint, was sich abhängig von verschiedenen Faktoren neu bildet. Ich kann nicht einmal ein Ich beobachten, ohne mich fragen zu müssen, ob das, was ich beobachte, das Ich überhaupt sein kann, denn wenn das, was ich beobachte, mein Ich ist, dann muss ich mich fragen, welche Instanz in mir denn beobachtet.
Dadurch gehe ich mit dem Buddhismus dahingehend konform, dass ich ein Ich nicht für lokalisierbar halte. Ich glaube, was wir Ich nennen, ist das Ergebnis permanenter Interaktion mit anderen Menschen und deshalb auch immer ein "Du" oder ein "Wir".
Wenn ich schaue, wer ich vor 10 Jahren war und wer ich heute bin, dann stelle ich doch fest, wie stark wir uns entwickeln und wie unser Ich wächst. Daher neige ich dazu, das Ich bestenfalls als Kontinuität an sich zu begreifen - also nicht als Kontinuität von Etwas, sondern als Kontinuität selbst.
Ob ich an Gott glaube, weiß ich nicht, solange nicht konkret gefragt wird. Denn Gott ist ein frei definierbarer Begriff. Auf einer bestimmte Ebene ist für mich aber der "Eine Gott" als Sein eigentlich etwas, das keine Existenz hat, weil Sein und Nichtsein für mich identisch sind.
Bin ich also religiös? Dafür müsste ich ja die Frage nach Gott klar beantworten können. Da ich aber glaube, dass ein existierender Gott das gleiche wie ein nicht existierender ist, kann man mich auch Atheist oder Agnostiker nennen.
Was ich denke ist: Unser Hauptproblem zur Frage des ewigen Lebens oder der Reinkarnationen ist, dass wir beim Sterben die große Amnesie erleiden. D.h. selbst falls wir neu geboren werden oder den Tod überdauern, haben wir alles vergessen. Damit ist aber jede personale Weiterexistenz bestritten, da wir ohne Erinnerungen nicht mehr von uns sprechen können.
Ein Dilemma. Es gibt manche Begebenheiten in der religiösen Geschichte, die darauf hinweisen, dass es ein Wiederkommen oder Nachtod-Leben gibt. Der Schlüssel scheint mir zu sein, dass unsere Erinnerungen stark genug sind bzw. sich unsere Person auch über den Tod hinaus selbst erschaffen kann. Das ist aber natürlich nur eine Idee.