(16-05-2016, 23:32)Sinai schrieb: Aber ist das noch state of the art ?
Die Frage ist berechtigt, was Schlüsse betrifft, die Wellhagen mit der Vorstellung seiner Hypothese gezogen hat. Eine zeitliche Verortung des Entstehens der ältesten biblischen Texte in die Zeit um 1000 vC vertritt heute kaum ein Alttestamentler oder Althistoriker, der ernstgenommen werden will.
Begriffe wie Jahwist und Elohist hingegen sind auch heute noch in modernen theologischen Texten vorzufinden.
Textbeispiel aus E. Zenger: Einleitung in das Alte Testament, 8. Auflage, 2012 Stuttgart, Verl. Kohlhammer, S. 110
Innerhalb des Pentateuch lässt sich eine Reihe von Textstücken erkennen, die sprachliche und theologische Gemeinsamkeiten haben. Dies hat zur Annahme einer elohistischen Quellenschrift in der Neueren Urkundenhypothese geführt.
Solche Merkmale sind u. a.:
1. Verwendung der Gattungsbezeichnung »Elohim« - »Gott« als Gottesname statt des für J charakteristischen Tetragramms JHWH;
2. Gott tritt nicht (wie bei J) als sichtbarer Akteur auf (JHWH »erscheint«, »steigt herab« u. ä.), sondern er ruft (d. h. er wird nur als Stimme gehört), er offenbart sich im Traum, er sendet seinen Boten (»Engel«), d. h. Gott rückt hier ferner;
3. Gott erprobt die »Gottesfurcht« (vgl. Gen 22,1; Ex 20,20), die Gottesfurcht der Hebammen im Widerstand gegen den Pharao steht beispielhaft am Beginn des Exodus (vgl. Ex 1,17.21).
4. Stileigentümlichkeiten wie die Vorliebe für das formalisierte Gespräch (Ruf Gottes mit doppelter Nennung des Namens des Gerufenen und dessen Antwort »Siehe, hier bin ich«: vgl. Gen 22,1.7.11; 31,11; 46,2; Ex 3,4b).
Entgegen dem Vorschlag, diese Texte »nur« als eine (redaktionelle) Bearbeitungsschicht von J zu erklären, meint W. H. Schmidt, dass die angedeuteten Merkmale mit der Neueren Urkundenhypothese »entschieden für die ursprüngliche Eigenständigkeit des Elohisten« sprechen.
Übrigens: Der Text von W. Beltz: "Gott und die Götter" zur biblischen Mythologie steht in der 5. Aufl. im Netz als PDF-Dokument zur Verfügung.
Siehe HIER
Der von mir aus der 6. Auflage zitierte Text ist dort auf Seite 89 vorzufinden.
MfG B.