20-12-2015, 00:36
(18-12-2015, 19:30)Edwin schrieb: Brauch mal Hilfe, wo ist mein Denkfehler?Ein Bisschen laienhaft und pauschal hat das Smiler erklärt.
Also, das Universum breitet sich ja aus. Da Licht das schnellste im Universum ist müsste folglich Licht an den Extrempunkten vorliegen. Demnach müsste die Geschwindigkeit mit der sich das Universum ausdehnt in Bezug zur Lichtgeschwindigkeit stehen.
Wenn nun aber behauptet wird, dass sich das Universum mit steigender Geschwindigkeit ausdehnt, so würde das bedeuten, dass sich das Licht an den Extrempunkten beschleunigt. Aber das kann ja nicht sein, wegen der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Mmmh...?
Man verwendet besser die Vorstellung der Raumzeit von einem Ballon, der aufgeblasen wird. Die auf ihm angeklebten „Rosinen“ (Welteninseln, Galaxien) bewegen sich dadurch alle voneinander weg. Je weiter sich eine „Rosine“ von uns weg befindet, umso schneller. (Ein Ballon ist allerdings eine 2-dimensionale Fläche. Wir müssen uns quasi in die Lage von Ameisen versetzen, die nur 2 Dimensionen kennen.) Im dreidimensionalen Raum muss der Ballon nicht einmal positiv gekrümmt und damit geschlossen sein. Es gibt aber ein ganz anderes Argument dafür, dass unser Raum keine „ausgezeichneten Punkte“, insbesondere keine Mitte und keine Oberflächenpunkte (Extrempunkte) aufweist.
Dies hängt mit seinem Alter und der begrenzten Lichtgeschwindigkeit zusammen. Sagen wir das Alter beträgt rund 14½ Milliarden (irdische) Jahre. Alles, was also weiter weg liegt als 14½ Mrd. Lichtjahre (eine Entfernungsangabe), liegt jenseits jener Teile der Welt, die Einfluss auf unseren Teil der Welt haben könnte. Diese Grenze nennt man „Ereignishorizont“. (Es gibt noch mehr solche Ereignishorizonte z. B. um Schwarze Löcher.)
Es gibt also in deinem Sinne keine „Extrempunkte“. Das Licht, das sich seit dem Urknall oder später ausbreitet, definiert unseren Ereignishorizont, ist aber keine feste Oberfläche wie bei einem Wasserwürfel (Smiler). Das Licht oder andere Objekte entziehen sich ab dem Ereignishorizont unserer Physik. Dazu am Ende mehr!
Smiler hat schon darauf hingewiesen, dass es Objekte (Sterne, ganze Galaxien) gibt, die sich mit mehr als Lichtgeschwindigkeit aus unserer Physik verabschieden. Sie werden für uns und unsere Welt bedeutungslos, weil der Informationsfluss quasi unterbrochen wird.
(19-12-2015, 17:03)Smiler schrieb: Licht entstand erst mit den ersten Sternen, die Expansionsrate des Universums lag am Anfang deutlich über der LG und auch jetzt noch bei Faktor ich glaube 3. …Du verwechselst hier die Inflation während oder kurz nach dem Urknall mit der gegenwärtigen Expansion, gekennzeichnet durch die Rotverschiebung weit entfernter Galaxien. Die Ausdehnung des Weltraums in unserer (astronomischen) Nähe ist nahezu nicht vorhanden und ist erst in Millionen bis Milliarden Lichtjahren deutlich messbar.
Das Entscheidende für die Fragestellung nach den „Extrempunkten“ ist die Tatsache, dass unsere Welt von jedem Punkt aus gesehen endlich ist aber keine Oberfläche (Begrenzungsfläche) besitzt – in keiner Richtung. Unsere Astronomen können in jeder beliebigen Richtung in die Vergangenheit des Universums blicken, ohne auf eine Grenzfläche zu stoßen. Keine „Rosine“ auf unserem „Ballon“ ist besonders ausgezeichnet, so dass man z. B. sagen könnte, unsere Galaxie liege mehr am Rand oder weiter in der Mitte. Unsere Welt hat keine „ausgezeichneten“ Punkte beispielsweise keine Mitte, keine Ränder oder dergleichen.
Von jedem beliebigen Raumpunkt aus kann man die bekannten (astronomische) Messergebnisse (z. B. Rotverschiebung) erzielen bis zum jeweiligen Ereignishorizont. Ein „Dahinter“ entzieht sich der Physik.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard