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Streitgespräch über den Islam, zwischen Mouhanad Khorchide und Hamed Abdel-Samad
#49
Bion schrieb:Wenn du die Frage nach der Rechtspflege in islamischen Gesellschaften mit polemischen Worten auf Beispiele aus dem iranischen Gottesstaat und der saudischen Despotie reduzierst, ist das unseriös. Die Erörterung dieser Frage ist übrigens mit dem Thema hier nicht kompatibel. Ist diese Frage von Interesse, sollte dazu ein Thema mit entsprechender Fragestellung eingerichtet werden.

Also, mit Verlaub, ich sehe die Kompatibilität meiner Ausführungen mit dem Strangthema durchaus als gegeben an. Um was ginge es denn in dem Streitgespräch? Um die Meinung eines Atheisten und eines gläubigen Muslims über den Islam! Das von mir in die Diskussion eingebrachte, ursprünglich Islam-weit, heute regional noch immer geltende islamische Recht unterstützt die Argumente Abdel-Samads auch betreffend der geübten Barmherzigkeit.  

Im Übrigen wurde Saudi-Arabien und der Iran von mir lediglich beispielhaft genannt. Wiki zeigt zum Stichwort "Scharia" in einer Karte, welche islamische Länder die Scharia in vollem Umfang, teilweise (meist das Familienrecht betreffend), regional begrenzt oder gar nicht als geltendes Recht anerkennen. Es ist definitiv die Mehrheit der islamischen Länder, die die Scharia ganz, teilweise oder auf Regionen begrenzt praktizieren und es ist auch nicht so, dass ausschließlich Despotien sie dem Volk aufgezwungen hätten, was u.a. der Iran und die bisher einzige freie Wahl in Ägypten (deren Ergebnis allerdings durch einen Putsch revidiert wurde) belegen.    

Bion schrieb:
Erich schrieb:Im Übrigen ist Barmherzigkeit gegen Nichtmuslime keineswegs eine "Grundtugend" des Islam. Dies belegt sowohl die islamische Geschichte...


Wer "die Geschichte" in den Zeugenstand ruft, wird Barmherzigkeit auch nicht als christliche Grundtugend belegen können.

Ich fühle mich wirklich nicht berufen, das Christentum zu verteidigen. Aber das den Nächsten und sogar den Feind betreffende Liebesgebot des NT, die dort enthaltene Aufforderung zu teilen, das Gleichnis des barmherzigen Samariters belegen klar und deutlich die im Christentum tief verankerte Grundtugend der Barmherzigkeit. Etwas auch nur annähernd Vergleichbares kenne ich weder aus dem Koran noch aus der Sunna.

Allerdings verstieß das Christentum viele Jhe teilweise geradezu extrem gegen diese Gebote. Aber deshalb sind sie trotzdem da, während sie in Koran und Sunna fehlen. Insoweit praktizierte und praktiziert der Islam mehrheitlich ein seinen Schriften adäquates Verhalten.

Bion schrieb:
Erich schrieb:Khorchide ist ebensowenig ein Meinungsführer des dt. Islam wie Bassam Tibi (Euroislam).


Dass die Repräsentanten muslimischer Verbände für die Liebestheologie Khorchides  wenig zu begeistern sind, ist Faktum. Die wahhabistisch-salafistischen Denkmuster der Theologen  Saudi-Arabiens (die in abgeschwächter Form auch unter Theologen anderer arabischer Staaten vorzufinden sind) teilen sie aber auch nicht.

Keineswegs immer in „abgeschwächter Form“! Aber auch die „abgeschwächte Form“ schränkt die im politischen Westen weitgehend gegebene individuelle Freiheit ein – teilweise beträchtlich.

Bion schrieb:Auch die christliche Liebestheologie hat erst im 19. Jh (bei den Protestanten) und Mitte des 20. Jhs (bei den Katholiken) Gestalt anzunehmen begonnen.

Die christliche Praxis betreffend stimme ich Dir uneingeschränkt zu.

Bion schrieb:Dazu ist es verfehlt, anzunehmen, dass die Mehrheit der Muslime die Positionen ihrer Repräsentanten 1:1 teilt. Ein erheblicher Teil der Muslime in Europa ist wenig bzw. nicht religiös. Wie diese Muslime politisch Denken, ist wenig bekannt, zumal sie kaum über Öffentlichkeit verfügen.

Nun, es gibt Umfragen, deren Ergebnisse die Unzufriedenheit eines Großteils der europäischen Muslime mit der europäischen Lebensweise belegen. Geradezu extrem mutet z.B. das Ergebnis einer in GB durchgeführten Umfrage unter Muslimen an,  nach der u.a. um die 35% der in GB geborenen islamischen Generation die Todesstrafe für Apostasie begrüßen würden (hatte ich hier mal verlinkt). Eine gleichlautende Umfrage in F zeigte ein etwas niedrigeres Ergebnis. In D werden solche Fragen nicht gestellt, was ich auf die Nazi-Vergangenheit zurückführe. Aber auch dt. Umfragen zeigen in der Tendenz ähnliche Ergebnisse, wie den Wunsch dt. Muslime, in einem mehrheitlich islamischen Umfeld zu leben.  

Bion schrieb:Thema des Threads ist das Streitgespräch zwischen dem aus einem gläubig-muslimischen Elternhaus stammenden Politologen und Atheisten Hamed Abdel-Samad und dem tief religiösen Islamwissenschafter Mouhanad Khorchide. Man sollte also versuchen, den Positionen Abdel-Samads die Liebestheologie Khorchides gegenüberzustellen und es vermeiden, Khorchide für wahhabistisch-salafistische Irrwege zur Verantwortung zu ziehen.

Habe ich versucht, „Khorchide für wahabistisch-salafistische Irrwege zur Verantwortung zu ziehen“? Nö!

Bion schrieb:Wenn es gelingen sollte, die islamische Welt im Sinne eines Buchtitels Abdel-Samads untergehen zu lassen, dann werden islamische Theokratien und despotische islamische Monarchien in Verbindung mit verbrecherischen salafistischen Bewegungen dafür maßgeblich verantwortlich sein.

Was wir als Verbrechen ansehen ansehen, ist im Islam Schrift-kompatibel und gilt vielen Muslimen als der einzige zum gedachten Paradies führende Weg, weshalb „islamische Theokratien und despotische islamische Monarchien“ allermeist im Sinn der Mehrheit der von ihnen beherrschten Völker regieren und teilweise auch durch demokratische Wahlen an die Macht gelangten.
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RE: Streitgespräch über den Islam, zwischen Mouhanad Khorchide und Hamed Abdel-Samad - von Erich - 02-07-2015, 14:44

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