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Über die Herkunft und den Wandel von Begriffen
#22
(26-04-2015, 14:36)Bion schrieb:
(25-04-2015, 15:02)Alexander Leibitz schrieb: Übrigens geht in lateinischen Dialekten auch "Dies" statt "Dios",...

Wo beispielsweise? Hast du eine Belegstelle aus der lateinischen Literatur? Abgesehen von der personifizierten Verwendung von "Dies" für "Gott des Tages", zB durch Cicero (Cic. de nat. deor. 3, 44).

Sie werden wohl selbst lateinische Textstellen kennen, in welchen Dies statt Dios oder Deus steht. Jener "Tag" ist das Gericht, und das Gericht ist Gott. Gott und Tag sind Synonyme. Der "Tag des Zorns" (dies irae) ist der Gott des Zornes, und der Ausdruck "Sohn" geht wie "zeihen", zeigen oder "tagen" ebenfalls auf >thein< zurück. Am "jüngsten Tag" wird also auch der jüngste Sohn (Gottes, bzw. jüngster Gott) vorsitzen. Das hat damit zu tun, dass der Vater nicht altert und immerfort sein eigener "Nachfolger" (Ibn, Ben, Bin) ist, also Sohn.


(26-04-2015, 14:36)Bion schrieb:
(25-04-2015, 15:02)Alexander Leibitz schrieb: ...denn der "Dies-piter" italischer Dichter,... war ...  der Himmels-vater "Ju-piter",...

Was ein "italischer Dichter" hier zu suchen hätte, erschließt sich mir nicht.

Diespiter ist der Djâus pitâ der Veden, in der altindischen (vedischen) Mythologie die Personifikation des Himmels, des großen Vaters, des Gatten der Mutter Erde (Prithivî).

Fast ganz meine Rede: Diespiter ist der große Vater, Djâus, Deus, Zeus, Theos, Thot oder der Tod.


(26-04-2015, 14:36)Bion schrieb:
(25-04-2015, 15:02)Alexander Leibitz schrieb: Es bezeichnet allerdings auch schon der "Tag"...

Nicht "auch schon", sondern überwiegend!

"Dies" dient vornehmlich zur Bezeichnung von Tag, Tageszeiten, etc., wird aber auch im übertragenen Sinn verwendet (zB für Leben, videre diem, das Licht der Welt erblicken).

Dieser Einwand ist ziemlich überflüssig, da er letzlich nur dasselbe behauptet.


(26-04-2015, 14:36)Bion schrieb:
(25-04-2015, 15:02)Alexander Leibitz schrieb: Tatsächlich kommt (nhd.) "tagen" ebenfalls von (agr.) "thein" (> Theos),...

Tatsächlich?

Im etymologischen Wörterbuch von Friedrich KLUGE weiß man dazu Folgendes zu sagen:

Als "Tagen", in der Bedeutung "eine Tagung Halten" kommt das Wort im 14. Jh. im alemannischen Gebiet auf. Die Bedeutung ist abhängig von "Tag" im Sinne von "Termin". In der Bedeutung "Tag werden" liegt eine ältere Bildung vor (mhd. tagen, tegen, ahd. tagen, ae. dagian, anord. daga).

Woher stammt deine weiterführende Herkunftsdeutung?

Vom Logos! Das ist daher, von woher auch die Verben "tegen", dagian und daga stammen. Allerdings sind meine "Bedeutungen" nicht Herkunftsdeutungen in Ihrem Sinne oder im Sinne der aktuell amtierender Pseudoetymologie, denn die Vokabeln kommen nicht VON FRÜHER, sondern aus dem "Kopf" (bzw. v. Logos) und seinen Stimmorganen.


(26-04-2015, 14:36)Bion schrieb:
(25-04-2015, 15:02)Alexander Leibitz schrieb: ...und mit dazu gehören die neuhochdeutschen Ahnlaute Deich, Teig, Teich, Ton und Toner. Um den "Teich" herum, war das "Para-dies" (quasi "um Deus herum" oder besser "bei Deus",...).

Das ist offenbar eine laienhafte Privatdeutung!

Fast so privat und laienhaft, wie die Ausführungen des EINEN Herrn Friedrich Kluge, der ja überhaupt keine Etymologie betreibt, sondern Wortherkunfts~ oder (archäolog.) Wortwandlungsforschung. Der Diachronische Wortvergleich kann keine anderen oder besseren Resultate zu Tage fördern, als der synchronische. Wenn aber der synchronische Wortvergleich keiner Deutung hülfe, dann der diachronische noch viel weniger, denn letztlich ist dieser nur "das selbe in Grün", stütz sich jedoch auf "Material", dass nicht mehr in Gebrauch ist. Seine Muttersprache lernt man ja schließlich nicht dadurch, dass man sprachliche Vorbilder oder Beispiele in ältesten Quellen sucht.

Was "Etymologie" eigentlich heißt, habe ich ja schon erklärt. Das Wort "Herkunft" kommt darin nicht vor, und die vermeintliche "Wurzel" mit welchem man das Ethymon eventuell in Deutsche übersetzen könnte, ist selbst nur ein Ahnlaut des "Wortes" mit einem aus dem Arabischen stammenden angehängten Artikel >El< / >Al<. "Wortel" ist soviel wie "Worzel".

Quasi noch schlimmer als nur "laienhaft", nämlich schon geradezu boshaft, ist die Behauptung, dass "Etymologie" Wortherkunftsforschung bezeichnet,  denn das tut sie ja ganz offensichtlich nicht. A bezeichnet nicht B, während man jedoch noch gut nachvollziehen kann, dass Deus oder Deut(en) soviel wie Tag, Sage oder Zeich(en) heißt - zumindest dann, wenn man schon mal die Allophone dieser Zeichenfolgen "auf der Palette" hat. D und T sind Allophone des S, H, Ch, C, K, G und Z, und die Diphtonge sind Allophone diverser Vokale oder anderer Diphtonge, also sagen Tasse, Titte, Tasche, Dusche oder Tisch nahezu dasselbe, wie Tausch, Tugend, Theos, Diät oder Tod. 

Darstellungen dieser Art mögen Ihnen noch lächerlich oder wie an den Haaren herbeigezogen vorkommen, aber diese (meine) Gegenüberstellung klaffen nicht auch nur halbsoweit auseinander, wie die aktuell üblichen Gegenüberstellungen aus Definiendum und Definiens, wo auf der linken Seite "Gott" steht, und rechts davon "irgendwas und Schießmichtot". Mit der neuesten Definition von "Diät" brauchen Sie mir also gar nicht erst kommen, weil Sie die ohnehin nicht verifizieren könnten.
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