02-05-2015, 21:14
(26-04-2015, 16:35)Friedebarth schrieb: Viele christliche "Fundamentalisten" protestantischer Art behaupten die Bibel und die Worte Jesu wörtlich zu nehmen, statt bildlich. Daher auch - in der weiteren Christenheit - die Sakramente der Taufe und der Kommunion: Im Johannesevangelium steht, dass der Körper Christi Brot sei, und das Blut Christi Wein.
Im Johannesevangelium steht aber auch (Kapitel 13, Vers 14), dass Christen einander die Füße waschen sollen: "Ich bin euer Herr und Lehrer, und doch habe ich euch soeben die Füße gewaschen. So sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen."
Warum wird also das bildlich genommen oder gar schlichtweg ignoriert, wenn die Wassertaufe und die Kommunion als wörtlich verstanden werden und als Sakramente behandelt? Warum gibt es kein Sakrament der Fußwäsche? Ich gebe zu, ich war noch nie in einem kalvinistischen Gottesdienst, aber ich zweifle stark daran, dass sich dort sehr häufig Leute gegenseitig die Füße waschen.
Also wörtlich oder logisch wäre, das Adjektiv "wörtlich" entsprechend der allgemein anerkannten Übersetzung "Logos = Wort" wie das Adjektiv "logisch" zu verstehen. Die Behauptung, das das Nomen "Füße" handgreifliche Gegenstände bezeichnen könne, ist allerdings keinesfalls logisch, da an solchen Nomen ja keine Zeigefinger dran sind, mit welchen sie (auf) etwas deuten, zeigen oder "bezeichnen" könnten. Nomen verweisen also immer nur auf gleich oder ähnliche (= verwandte) Nomen, und zwar gerade dann, wenn man das "wörtlicherweise" meint. Wörtlicherweise ist im Rahmen einer Rede immer nur von Worten die Rede.
Allerdings ist die "Wörtlichnahme" in der Tat eines der ältesten und gravierendsten Mißvertändnisse, welche die Bibel kennt, denn dieselbe ist schon in der Genesis thematiesiert: Adam verlieh dem Verzehrer der verbotenen Frucht zwei verschiedene Namen, was aus Sicht des Logos allerhöchst UNLOGISCH war, also nicht etwa SCHLÜSSIG, sondern ein Fehler (fehlerhaft / lückenhaft).