09-02-2015, 00:53
(08-02-2015, 22:11)Gundi schrieb: Ich kann im Führerkult eigentlich weniger atheistische Züge als vielmehr religiöse Züge erkennen. Ob nun ein Gott angebetet wird oder eine gottgleicher Mensch ist den Schäfchen eventuell egal.Letzteres mag sein. Aber vom philosophischen Standpunkt aus betrachtet, ist
1. die Anbetung nicht das Wesentliche
2. ein Mensch ungeeignet, allein Richtliniengeber zu sein.
Jeder Mensch unterliegt menschlichen Schwächen, menschlichen Bedingungen und Grenzen. Ein Mensch eignet sich darum nicht, um jene stabilen "absoluten" Gebote zu setzen und zu garantieren. Also ist Führerkult nichts Religiöses, sondern bestenfalls schein-religiös, angelehnt oder ähnlich. Einzelne Menschen und die Führerpersönlichkeit werden das anders sehen, aber sie unterliegen einem logischen Irrtum.
(08-02-2015, 23:55)Sarandanon schrieb: Vielleicht habe ich die Definition ja falsch verstanden aber nMn verneint der Atheismus in Gott einen Schöpfer, also ein transzendentes Wesen, dass die Welt erschaffen hat und erhält.Ja, so würde ich den Atheismus auch verstehen. Das Beispiel mit dem "Gröfaz" (Hitler) ist bei genauer Betrachtung unzutreffend. Es fehlt ein wesentliches Merkmal von Religion, nämlich der Bezug ins Absolute. "Bajonette" (Waffen) vermögen zwar momentan sehr ultimativ zu überzeugen. Aber sie sind gleichwohl irdisch-menschliches Werk, das vergehen wird.
(08-02-2015, 23:55)Sarandanon schrieb: Aber vielleicht werden hier zwischen dem Theismus und dem Atheismus ja auch Grenzen überschritten. Und dazu stellen sich mir zwei Fragen, in denen die Schreiber der Definitionen sich scheinbar nicht richtig einig sind:Beides logisch: Nein!
1. Kann Theismus auch ein Glaube an einen gottgleichen Menschen sein?
2. Oder ist der Glaube an einen gottgleichen Menschen atheistisch?
(1.) habe ich oben widerlegt. Es ist unlogisch. (2.) Weder noch! An einen "gottgleichen Menschen" zu glauben, ist eine Mischform der Frömmigkeit, die sich der Einordnung in dieser Form entzieht. Es gibt keinen einzigen "gottgleichen" Menschen - auch einen Jesus nicht. Ohne den Gottesglauben selbst, ist Jesus als Christus nicht denkbar.
Atheismus ist definitiv nicht religös, weil sein Bezug rein soziologisch begründet ist. Die areligiöse Gesellschaft bedarf der temporär ausgehandelten Grundüberzeugungen, damit die Gesellschaft funktioniert. Wir kommen damit auf eine Art ethischer Demokratie.
Dabei ist zu beachten, dass man bei genauerer Betrachtung religiöser Grundüberzeugungen über die Religionsgeschichte hinweg auch immer bei Personen und ihren Geschichten landet. Nur liegt die Existenz dieser Akteure in "grauer Vorzeit". Das heißt, dass unsere Glaubensgewissheiten nur nicht mehr nachvollziehbar sind. Dass sie "von Gott" stammen, ist also nichts weiter als eine Konvention unter Gläubigen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

