(15-08-2014, 19:32)konform schrieb: Leider ist vielen Historikern der Wert schriftlicher Urkunden offenbar nicht bewusst.
Natürlich ist Historikern der Wert schriftlicher Urkunden bewusst.
Aber:
Aus Antike und Mittelalter sind die Traditionsquellen durchwegs nicht im Original des Autors, sondern in mehr oder weniger zahlreichen und nicht zu selten in voneinander abweichenden sekundären Fassungen (Abschriften, Auszügen, Erweiterungen, Bearbeitungen) erhalten.
Wichtig ist daher die Frage nach dem ursprünglichen Aussehen einer Text-Urkunde.
Beispiel:
In Fachkreisen ist bekannt, dass es als Beleg für das trinitarische Bekenntnis aus 1Joh 5, 7-8 (Nestle-Aland) bis in die beginnende Neuzeit keine einzige griechische Handschrift gab, die den Text bezeugt hätte. Erst als sich Erasmus geweigert hatte, die Textstelle ohne das Vorliegen einer solchen Handschrift in seine Ausgabe des griechischen Neuen Testaments aufzunehmen, wurde sie (wahrscheinlich um 1520 von einem Franziskanerbruder namens Froy) hergestellt.
Darüber hinaus muss beachtet werden, dass Traditionsquellen kollektive Erinnerungen oder die Erinnerung Einzelner wiedergeben, was, wie es in biblischen Berichten nicht selten der Fall ist, zu Abweichungen und Widersprüchen führt.
Soviel zum Wert schriftlicher Urkunden, wenn man sie unkritisch entgegennimmt.
konform schrieb:Tatsächlich lassen sich auf deren Grundlage weit sicherere Aussagen machen - innere Schlüssigkeit der Schriftstücke vorausgesetzt - als durch archäologische Funde.
Das ist nicht richtig.
Schriftliche Überreste gewinnen dann erhöhte Glaubwürdigkeit, wenn sie sich in ihren Aussagen mit Sachüberresten decken.
konform schrieb:Übrigens müsste langsam bekannt sein, was von der Verlässlichkeit der Archäologie als Grundlage für die historischer Forschung zu halten ist.
Für die historische Forschung ist die Archäologie eine Hilfswissenschaft von unschätzbarem Wert. Erst wenn Textquellen durch Sachüberreste bestätigt werden, ist es möglich, einigermaßen gesicherte Aussagen zu historischen Sachverhalten zu machen. Traditionsquellen, die sich archäologisch nicht bestätigen lassen, sind immer von zweifelhaftem Wert.
MfG B.

