Zitat:aus dem Thomasevangelium eine kleine geschichte:
(65): Er sagte: "Ein gütiger Mann hatte einen Weinberg. Er gab ihn Landarbeitern, damit sie ihn bearbeiteten und damit er seine Frucht von ihnen erhalte.
Er schickte seinen Diener, damit die Landarbeiter ihm die Ernte seines Weinberges gäben. Sie ergriffen seinen Diener, schlugen ihn; beinahe hätten sie ihn getötet. Der Diener ging; er sagte es seinem Herrn. Sein Herr sagte: 'Vielleicht haben sie ihn nicht erkannt.'
Er schickte einen anderen Diener. " ...
Was kann uns diese Geschichte sagen? Der Weinbergbesitzer ist so gütig, dass er seinen Arbeitern zugute hält, dass sie seinen Diener nicht erkannt haben könnten. Es stört ihn demnach nicht, wenn sie irgendjemanden zusammenschlagen - es sei denn, sie wissen, dass er, der Herr, ihn geschickt hat. Das heißt also: Eigene Boten haben einen Sonderstatus, Fremde dagegen sind Freiwild, mit denen man machen kann, was man will. Die Güte des Herrn ist zum Schaden Unbeteiligter.
Ansonsten gibt es dieses Gleichnis auch in den kanonischen Evangelien (ich glaube, bei Matthäus). Dort erzählt Jesus es den Priestern (ist das im Thomas-Evangelium auch so?), um damit zu behaupten, Gott würde ihnen die Legitimation wegnehmen und würdigeren Leuten (den Christen?) geben, weil sie ihm (Jesus) nicht glaubten, sondern ihn töten würden. Und das, obwohl schon Paulus noch vor Niederschrift der Evangelien behauptete, die Menschheit wären ohne Jesu Kreuzigung (wofür Gott den Unglauben der Priester brauchte) nicht erlöst worden.