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Heidnische Bräuche germanischen Ursprungs
#58
Harpya schrieb:Wie sieht es denn mit einer nachlesbaren Tradition der Lebensweise aus.
Ich kenne da eigentlich nur Tacitus der über die Kimbern/Teutonen
berichtet.
Erstmal kurz zu Tacitus - er ist eher keine so gute Quelle. ;) Er schreibt sowohl in seiner "Germania" als auch in seinen "Annales" über die Germanen, jedoch war er weder jemals dort gewesen - alles, was er schreibt, hat er sich von heimkehrenden Grenzsoldaten und Reisenden zusammen geschustert - noch hatte er die Absicht, einen genauen Bericht ab zu geben. Er wollte wohl eher der seiner Meinung nach dekadenten römischen Bevölkerung eine Art Spiegel vorhalten und beschrieb die Germanen daher so wie es ihm passte, sehr einfach und undekadent.

Die Forschung setzt sich schon lange mit ihm auseinander, im Grunde schon seit der frühen Neuzeit. Allgemein kann man sagen, dass was aus Tacitus' Schriften mit späteren, unabhängigen Quellen über einstimmt, recht wahrscheinlich korrekt sein müsste.


Zur nachlesbaren Tradition: Ich denke mal du fragst nach den Quellen? Da gibt es wesentlich mehr als allgemein angenommen wird... zum einen gibt es da einige antike Autoren wie Cäsar, Wulfila oder eben Tacitus, von denen wir indirekt oder direkt etwas über die Germanen erfahren.
Dann gibt es Geschichten über bedeutende Missionare wie Lebuin oder Bonifatius, die uns etwas erzählen wollen. Auch sonstige christliche Gelehrte wie Beda Venerabilis oder Adam von Bremen können dazu gezählt werden.
Sehr umfangreich ist dann die norröne sprich nordische Literatur ab dem Hochmittelalter, wo sich nordisch-christliche Gelehrte mit ihrer eigenen Sagenwelt und vergangenheit beschäftigen - zu nennen sind etwa Snorri Sturluson oder Saxo Grammaticus.
Hinzu kommen kleinere Einzelstücke wie etwa Zaubersprüche, die man irgendwo in alten Schriften fand.
Ganz wichtig sind aber auch heutige Sagen und Märchen, aus denen man Rückschlüsse ziehen kann, sowie Vergleiche aus anderen indogermanischen Religionen... und ein ganz wichtiger faktor ist natürlich auch die Archäologie, mit ihren Reliefs, Kultgegeständen, Amuletten etc.

Die Forschung befasst sich viel mit dem Einsehen und Interpretieren all dieses Materials, vor allem auch mit der Filterung dessen, was wirklich stimmen könnte, und was römisch/christlich mit einfloss...

Harpya schrieb:War gerade so eine ZDF "Doku", wo zb. der Begriff Volk, als die die dem Zug der Völkerwanderung folgten definiert wurden, da die
Alten keinen Wert auf Abstammung oder Herkunft legten.
ZDF-Dokus sind selten für voll zu nehmen. :(

Eigentlich legten die Germanen sehr viel Wert auf Abstammung, vor allem auf den Zusammenhalt der Sippe, doch beriefen sie sich auch auf göttliche Wurzeln.

Und mit der Herkunft... naja, wie Sinai schon schrieb - mit der Völkerwanderung fiel vieles auseinander. Sagen an die Herkunfts-Lande bestanden dennoch weiterhin.


Harpya schrieb:DIe Moralvorstellungen waren, nach Tacitus, eher speziell.
"Sein Brot durch Arbeit und Ackerbau zu erarbeiten galt als feig und träge,
gegenüber sich das mit Blut zu erkämpfen."

Raub , Überfälle, Brandschatzung waren da noch normale ,
nicht geächtete Mittel des Lebensunterhaltes.

Gleichberechtigung wurde auch großgeschrieben (Tacitus),
"Sie hörten auch auf ihre Frauen und betrachteten sie als
gleichwertige Gefährten.
In der Schlacht feuerten sie die Krieger mit nackten Brüsten an"
Naja, Tacitus war auch nur eine Mann.
Das erste wird wohl quatsch gewesen sein. Sicherlich gab es Räuberbanden und Kriegerbünde, bei denen das der Fall war, doch das absolute Gro der Germanen waren einfache Bauern, für die Feldarbeit Alltag war.

Und wer meint, dass Raub, Überfälle etc. keine geächteten Mittel waren... naja, von den Räubern wurden sie sicherlich nicht geächtet, klar. Wann war das denn jeh so? Man befrage mal die Beraubten...

Das mit den Frauen in der Schlacht ist allerdings gar nicht so unwahrscheinlich. Von Germanen aber auch Kelten berichten eben dies mehrere unabhängige Quellen.
Das muss man nicht schon wieder als Sexismus deuten ;)

Zum einen diente es wohl der Verwirrung der feindlichen Krieger, zum anderen aber gaben sich die Damen somit quasi preis - für Germanen war es das schlimmste, wenn ihre Frauen in fremde Gewalt gerieten, weswegen ein Tausch von Töchtern auch gerne mal ein wichtiges Pfand war.
End ek swerio in allum fernan Landsidun,
in Woden ende Thunar ende Sahsnot
ende allum them Holdum, the hira Genotas sint...


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RE: Heidnische Bräuche germanischen Ursprungs - von Harpya - 05-05-2014, 16:47
RE: Heidnische Bräuche germanischen Ursprungs - von Harpya - 05-05-2014, 22:39
RE: Heidnische Bräuche germanischen Ursprungs - von Harpya - 06-05-2014, 00:20
RE: Heidnische Bräuche germanischen Ursprungs - von Harpya - 12-05-2014, 03:51
RE: Heidnische Bräuche germanischen Ursprungs - von Harpya - 12-05-2014, 11:33
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