11-05-2014, 23:53
Zitat:
Ich hatte ein sehr interessantes Gespräch mit einem orthodoxen Rabbiner.
1.) Er konnte niemals zugeben, daß sein Gott schwächer war als die Götter Roms !
Somit hatte er gar keine andere Wahl als zu sagen, daß sein Gott sein untreues Volk bestrafen wollte, wegen laufender ritueller Verfehlungen. Nicht sein Gott war schwach, sondern sein Gott wollte die Israeliten in die Diaspora führen.
Daran erkennt man die Nachteile des Glaubens an einen einzigen, allmächtigen Gott: Der Zwang, sich alles so erklären zu müssen, dass dieses Bild nicht angekratzt werden kann und dass der Gott nicht beleidigt ist, führt automatisch dazu, den Menschen abzuwerten, indem man sich einredet, er habe sein Unglück selbst verschuldet.
Das gilt für das Christentum ganz genauso, wo sich der Gläubige ständig dessen bewusst sein soll, dass er sich gegenüber Gott nie ausreichend für Verfehlungen jeglicher Art (selbst, wenn es nur Gedanken sind) rechtfertigen kann.
Sieht man Gott allerdings nicht als allmächtig an (oder glaubt man gar nicht an einen Gott), kann man auch natürliche Gründe wie ungünstige Zufälle gelten lassen. Das beugt einem zusätzlichen Verlust an Selbstbewusstsein vor und erlaubt außerdem, diese ungünstigen Umstände zu bekämpfen, ohne befürchten zu müssen, Gott damit in die Quere zu kommen.
Und auch die Völker mit mehreren Göttern haben Vorteile, weil sie das Unglück immer nur einem Gott zuschieben müssen und andere Götter trotzdem freundlich sein können. Zumal die polytheistischen Götter meistens sehr menschliche Launen haben und auch ohne Fehlverhalten der Menschen Unglück verhängen können.

