(23-04-2014, 13:37)Sinai schrieb: Erstens ist Gott kein Mensch in einem Hotel, nach jüdischer Sicht war und ist er auf der ganzen Erde zu Hause. Eben überall. Er war schon ein Jahr vor dem Tode Jesu überall anwesend.
Nein, das ist eine moderne Vorstellung. Vielleicht erinnerst Du Dich an den Beginn des Markus-Evangeliums, wo Gott den Himmel einreisst und von dahinter verkuendet, dass dies sein geliebter Sohn ist und dann seinen Geist herabsendet. In der Form dieses Geistes im Koerper Jesu laeuft er nun natuerlich ueberall herum.
(23-04-2014, 13:37)Sinai schrieb: Und das zerreißen des Vorhangs soll ja etwas aussagen, das ist ein Symbol.
Sicher. Ich habe das ja symbolisch gedeutet

(23-04-2014, 13:37)Sinai schrieb: Ich denke, es war die katholische Propaganda des Mittelalters, die eine judenfeindliche Stimmung erzeugen wollte und sagte, das zerreißen des Vorhangs sei eine Strafe für die Juden gewesen, da sie die Römer veranlaßt hatten, den Heiland zu kreuzigen. Aber wenn man diese Bibelstelle unvoreingenommen liest, ist das keine düstere Stelle, keine für das Judentum unheilvolle Stelle – es ist eine sehr freundliche Stelle, sie zeigt daß Gott mit den Menschen versöhnt ist.
Es haengt ein bisschen von dem Evangelium ab, welche Stimmung wir haben. Ich sprach vom Markus-Evangelium. Die Sache mit der Bestrafung fuer die Kreuzigung des Heilands ist sicherlich mittelalterliche Uebertreibung (das ist nur der letzte Anlass), aber das Markus-Evangelium ist trotzdem sehr ablehnend den Juden gegenueber* (sie verstehen nichts). Ihre Strafe ist nun faellig. Selbst die Juenger Jesu verstehen hier bis zum Ende des Evangeliums nichts. Die einzigen, die Jesus erkennen und verstehen, sind Aussenseiter und Nichtjuden. Das juedische Volk aber ist dem Untergang geweiht. Sie haben einen anderen Messias (Barabbas) gewaehlt.
Das Markus-Evangelium macht ganz deutlich, wie es verstanden werden will. Im Prinzip hast Du seine Geschichte in der Parabel von den bösen Weingärtnern (Markus 12:1-12). Das ist, was wir hier sehen:
6 Da hatte er noch einen, seinen geliebten Sohn; den sandte er als Letzten auch zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.
7 Sie aber, die Weingärtner, sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein!
8 Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg.
9 Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben.
Wir sind jetzt hier bei der Kreuzigung bei Vers 8. Das Strafgericht wird folgen.
*Man sollte hier nicht den Fehler machen, das mit Antisemitismus gleichzusetzen; es geht hier um theologische Differenzen und um typisch juedische Rationalisierung erfahrenen Unheils.