(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: ich wiederspreche nicht der Aussage des Textes ,sondern einer Unterstellung, hier habe Johannes eine Geisterscheinung in eine Leiberscheinung uminterpretiert.
Bzw.nennt man das Redaktionelle Arbeit ,was schlicht heißt,die Christen haben sich das zurechtgebogen um mit ihrer Enttäuschung und Kummer klarzukommen.
Ja sicher, das ist die gaengige Erklaerung der historisch-kritischen Methode. Wobei mich immer wieder wundert, dass konservative christliche Interpretatoren vergessen, dass das Christentum der Fruehzeit eine lebendige Prohezeiungsreligion war, wo der Kanon staendig durch neue Worte des spirituellen Jesus erweitert wurde. Da war nichts fixiert. Da braucht man eigentlich nur Paulus zu lesen, um das zu erkennen.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: In dem Zusammenhang fällt mir, auf das deine Datierungen noch mal locker um paar Jahrzehnte später ausfallen ,als die Spätdatierungen der populären Mehrheitsmeinung.
Das ist im Prinzip egal. Eine relativ neutrale Auflistung ist hier zu finden:
.http://www.earlychristianwritings.com/
Im Prinzip koennte ich die alle auch um 150 datieren; es gaebe keine Belege dagegen.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: Was Joh.16 anbetrifft,so ist diese Stelle sehr wohl relevant,weil hier Jesus eine Vorraussage trifft,was passieren wird und seine Jünger darauf vorbereitet.
Wo ist hier die Ablenkung? und wovon?
Es ist eine Abelnkung vom Thema "leibliche Auferstehung". Es traegt nichts dazu bei. Dass Jesus gemaess der Evangelien auferstanden ist, muss nicht nachgewiesen werden. Eine Stelle aus Johannes traegt ausserdem rein gar nichts zum Verstaendnis des 1. Korintherbriefes bei, der mehr als ein halbes Jahrhundert aelter ist.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: ich sehe da nur drei konstruirte Traditionen... die sich zwanglos aus den Texten ergeben.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: 1.ich hab im net keinen Winleib gefunden,wohl aber einen geistlichen Leib,der sowohl sich anfassen läßt als auch durch Wände hindurch gehen kann.
Das ist, weil Du alles vermischst. Da Du den Korintherbrief mit dem Johannesevangelium vermischst, kommt bei Dir natuerlich ein Einheitsbrei heraus; beide Texte sagen verschiedene Dinge. Falls Dich das Wort "Windleib" stoert, so dient das nur dazu, klarzustellen, das "geistlich" in juedischer Tradition ein bisschen was Anderes meint, als wir heute darunter verstehen.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: Apg. taugt hier nur deshalb nicht weil du sie hinwegdatiers.
Die Apostelgeschichte taugt aus sehr vielen Gruenden nichts; die Datierung (80-130) ist nur einer davon. Selbst das frueheste angenommene Datum ist lange nach Paulus Tod. Sie ist nicht nur spaet, sondern widerspricht anderen Texten fundamental. Man muss nur Galater und die Apostelgeschichte vergleichen, z.B. die Rolle des Paulus und das sogenannte "Apostelkonzil" betreffend, und man sieht, dass die Apg. an diesen Stellen ein politischer Text ist, der mit der Realitaet nichts zu tun hat.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: 2.eindeutig ist hier gar nichts,es sind nur Mutmaßungen und da sind sich selbst historisch-kritische Anhänger nicht einig.
Es ist eindeutig aus den beiden Johannes-Kapiteln (20 und 21) ersichtlich, dass beide davon ausgehen, dass vorher noch keine Begnung mit dem auferstandenen Jesus passiert haben kann. Nur eins der Kapitel ist von dem Autor, der gerne den Juenger, den Jesus liebte, erwaehnt. Beide sind von verschiedenen Autoren aus unterschiedlichen Traditionen.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: einige aber zweifelten.(also mitnichten -alle)
Ein Riesenunterschied
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: sie hat insofern mit dem Thema zu tun,weil du schreibst:
[schnippel]
und ich zeigen wollte das sie nicht chronologisch sind.
Das Johannes-Evangelium gilt eigentlich als dasjenige mit der besten Chronologie, die darauf achtet, dass die Abfolge der Orte etc. Sinn macht. Das ist ja auch hier der Fall. Es macht Sinn dass die Juenger von Jerusalem nach Galilaea gegangen sind, daher die Kapitelabfolge. Trotzdem passt das hintere Kapitel (21) besser zu den beiden frueheren Evangelien (Markus, Matthaeus), waehrend das vordere Kapitel (20) besser zum spaeteren Lukas-Evangelium passt. Daher die Interpretation, dass die Jerusalem-Erscheinungen, also die mit den eindeutig leiblichen Erscheinungen, aus einer spaeteren Tradition stammen.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: es ging hier nicht darum das leere Grab zu leugnen,das war eine Tatsache!
sondern zu "erklären" warum es leer war!
WEIL das Grab leer war,ließen die "Ältesten" das Gerücht in die Welt setzen,die Jünger hätten den Leichnam gestohlen.
siehst du das denn nicht?
Was ich sehe, ist, dass der Autor hier ganz klar zugibt, dass das Geruecht umgegangen ist, die Juenger haetten den Leichnam ihres Sektenfuehrers gestohlen, weshalb das Grab jetzt leer sei. Das steht da. Da steht auch eine Begruendung dafuer, aber Deine These war ja, niemand haette das geglaubt. Das ist unwahrscheinlich, sonst waere hier keine Schadensbegrenzung durch die Geschichte mit den bezahlten Geruechten versucht worden. Die Geschichte wird ja hier auch nachgereicht - Markus weiss davon noch nichts.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: und hätte Matthäus diese Geschichte mit den Ältesten und der Grabbewachung erfunden,hätte man ihm sofort wiedersprochen,dafür gibt es aber keinerlei Hinweis!
und selbst wenn man deine Spätdatierung dieses Evangeliums zugrunge legt
gäbe es genug Menschen die noch Augenzeugen gekannt haben und auch diese haben das leere Grab nicht bestritten!
In welchem Text haette was bestritten werden sollen? Die Evangelien sind etwa zur (Markus) oder nach der Zerstoerung Jerusalems geschrieben worden, und fuer die naechsten 80 Jahre hat sich niemand fuer die Evangelien interessiert; jedenfalls erwaehnt sie niemand, auch keine angeblichen christlichen Bischoefe. Sehr selten werden mal ein paar Saetze, die aehnlich zu irgendetwas aus den Evangelien klingen, eingestreut, aber ansonsten herrscht Stille. Und Du hast Recht, Irenaeus hat dann, als er um 180 endlich mal Evangelien namentlich erwaehnt, nichts darueber berichten koennen, was die Leute um das Grab gesagt haben; das fiel ihm 150 Jahre spaeter anscheinend schwer, da das mit den Augenzeugen etwas kompliziert geworden war.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: Die manchmal zu hörende Annahme, daß es überhaupt nicht leer gewesen sei, scheint mir lächerlich zu sein. Es ist eine geschichtliche Tatsache, daß die Apostel von Anfang an viele Bekehrungen in Jerusalem bewirkten...
Sagt wer? Es gibt keinerlei geschichtliche Zeugen zu diesem Punkt, ausser der einen Erwaehnung des Jakobus bei Josephus, die vielleicht authentisch ist (auch das ist zweifelhaft, da noch Origenes bedauert, dass Josephus rein gar nichts ueber Christus erwaehnt hat).
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: Hätten sich eine große Anzahl Priester und viele hartgesottene Pharisäer von der Verkündigung einer Auferstehung beeindrucken lassen, die überhaupt keine Auferstehung war, sondern bloß eine Botschaft geistlichen Überlebens, gekleidet in die irreführenden Worte eines >buchstäblichen< Auferstehens aus dem Grabe?" J. N. D. Anderson
Ah, das war ein Zitat. Da steckt aber mehr Wunschdenken als sonst irgendetwas drin. Man muss sich vor Augen halten, dass das Christentum, das ueberlebt hat, ein Phaenomen der griechisch-sprachigen Diaspora ist. Sollte es eine aramaeisch-sprachige Gemeinde in Jerusalem gegeben haben (was ich durchaus fuer wahrscheinlich halte), so wissen wir ueber die leider ueberhaupt nichts, und sie ist wohl mit der Stadt Jerusalem untergegangen.
(08-04-2014, 23:50)bridge schrieb: Fazit
unter den Voraussetzungen die du konstruierst
wäre es niemmals zu dieser überaus starken "christlichen Bewegung" gekommen,sie wäre im Keim erstickt worden.
Denn die Jünger hätten es nicht gewagt in Jerusalem den leiblich auferstandenen Jesus-,was ein leeres Grab voraussetzt!- zu verkündigen,mit solch einem Erfolg! wenn jeder nachsehen könnte das er dort noch liegt.
Wenn wir davon ausgehen, dass das Christentum primaer als Religion durch Paulus im griechischsprachigen Syrien und Kleinasien gegruendet wurde, und dieser und seine Anhaenger (wie auch das gesamte fruehe "Christentum" bis Mitte des 2. Jahrhunderts) sich fuer Graeber nicht die Bohne interessierten, hat dieses Fazit leider keine Aussagekraft.

