(04-04-2014, 20:44)Sinai schrieb:(01-04-2014, 09:05)Ulan schrieb: Der Kirchenvater Augustinus nannte ihn den „gelehrtesten der Philosophen“,...
Na und ? Was besagt das schon . . .
Wenn der Papst heute sagt, Trotzki war der gelehrteste und gerissenste aller Marxisten, so anerkennt er die Lehren Trotzkis dennoch nicht.
Was soll denn dieser unsinnige Vergleich jetzt wieder? Augustinus schaetzte Porphyrios. Er war einer der Philosophen mit einem sehr umfangreichen Werk, das eine nachhaltige Wirkung bis ins Mittelalter hatte. Man kann das auch daran sehen, dass die Kirche sich Muehe gegeben hat, eine ganze Reihe seiner Werke zu ueberliefern.
(04-04-2014, 20:47)Sinai schrieb: Bekanntlich war Porphyrios ein sehr prominenter Astrologe und haßte daher das Christentum und dessen jüdische Wurzel...
Ich weiss nicht, was diese Geschichtsklitterung wieder bewirken soll. Du schaust auf diese riesige Werkliste des Porphyrios (mehr als 60 Werke) und waehlst daraus ein einziges Werk aus, eins ueber Astronomie, dessen Inhalt Du auf Nachfrage nicht weiter benennen kannst, ausser der Sache mit der Haeuserlehre vom Astro-Wiki; nicht weiter verwunderlich, da dieses dreibaendige Astronomie-Werk nicht erhalten ist.
Porphyrios zum Astrologen zu reduzieren ist doch wohl nichts weiter als ein schlechter Witz. Der absolut ueberwiegende Teil seines Werks ist philosophischer Natur, gefolgt von metaphysischen, religioesen und ethischen Werken (unter anderem zur Natur der Seele). Dann gibt's noch einen ganzen Haufen Werke ueber Literatur, Rhetorik und Grammatik. Dann gibt's zu guter Letzt noch drei piddelige Werke zu naturwissenschaftlichen Themen, eins davon ueber Astronomie, und daran willst Du seine Gesamtbeurteilung aufhaengen? Das ist doch laecherlich.
Die meisten Gegner des Christentums kamen aus der philosophischen Richtung, oft vom (Neu-)Platonismus. Sie fanden das Christentum konfus und philosophisch schlecht fundiert. Wenn man so Schriften wie "Contra Celsum" liest, kann man sehen, dass die Argumente der Philosophen oft gar nicht so schlecht waren, und der erklaerte argumentative Sieg der christlichen Gegner auf wackeligen Fuessen stand (was eigentlich verwundert, da der Text von christlicher Seite stammt). Augustinus hat das erkannt, und daher kommt seine Bewunderung fuer die Philosophen; er hat ja nicht umsonst an dem philosophischen Hintergrund des Christentums herumgebastelt.
Uebrigens sollte man den Einfluss des Platonismus auf das fruehe Christentum nicht unterschaetzen. Ich glaube, ich hatte das schon mal bezueglich der Apostelgeschichte erwaehnt, dass die dortige Darstellung des fruehen Christentums in ihrer idealisierten Form sehr einigen Passagen aus Platons "Politeia" aehnelt. Auch Einfluesse des Kynismus auf das Christentum werden diskutiert.