(13-02-2014, 16:54)Kreutzberg schrieb: Was ebenfalls meines Erachtens hier noch wichtig wäre: was haben denn seine Gefolgsleute nach seinem TOD über ihn überliefert ? - Das sind ebenfalls originelle Quellen die man heranziehen könnte. Tatsache ist doch, dass schon relativ zeitnah nach seinem TOD eine gewisse ÈRINNERUNGKULTUR in den Urgemeinden begonnen haben muss.
Kurz gesagt: nichts. Allerdings beinhaltet die Fragestellung auch schon eine falsche Vorstellung. Es gab ja damals noch kein Neues Testament oder irgendwelche christlichen heiligen Texte. Der einzige heilige Text der Christenheit war die Septuaginta, die griechische Ausgabe des Alten Testaments. Einige Antelie der Apostelgeschichte, vor allem im hinteren Bereich, bewahren wahrscheinlich Geschichten ueber ihn.
Nichtsdestotrotz muss irgendwer den Inhalt dieser Briefe weitererzaehlt und irgendwann auch aufgeschrieben habe. Dabei waren die Texte nicht "heilig" und wurden redaktionell ueberarbeitet. Aus Pauls 7 Texten wurden erst 10, und irgendwann im zweiten Jahrhundert, also lange nach seinem Tod, wurden noch die Pastoralbriefe unter seinem Namen verfasst. Die anderen Briefe wurden zum Teil auch kombiniert, was ihre heutige Laenge erklaert, oder dupliziert (2 Thessaloniker wurde wahrscheinlich geschrieben, um 1 Thessaloniker zu ersetzen, aber irgendwie haben es beide geschafft).
Die erste bekannte Sammlung der Briefe hatte Markion von Sinope. Du weisst eventuell, dass er der Gruender eines Zweigs der Christenheit war, der die Verbindung zum Judentum radikal kappte, da der Gott des Alten Testaments fuer ihn der Demiurg war, ein Taeuscher. Er sammelte ein Evangelium und die 10 damals existierenden Paulus-Briefe (ohne Pastoralbriefe oder Hebraeer), und seine Versionen sahen anders aus, als was wir heute haben. Markion war der erste Christ, der ein "Neues Testament" kompilierte, also eine heilige Schrift speziell fuer Christen. Und von da an nahm alles seinen Lauf.