13-02-2014, 07:34
(12-02-2014, 23:23)petronius schrieb: sie monopolisierte sie, ja. als herrschaftsinstrumentNaja, das ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Zu den wissenschaftsgeschichtlichen Gemeinplätzen gehört z.B. die Überlieferung antiker Wissenschaft und Philosophie durch die muslimischen Araber. Stimmt auch irgendwie, aber die müssen es ja auch irgendwo hergehabt haben. Und dabei (genauer gesagt beim Aufbau des Baghdader Bait al-Hikma) haben ostsyrische Christen die entscheidende Rolle gespielt.
Das hatte natürlich auch eine Vorgeschichte. Syrische Christen gab es schon ziemlich früh im äußersten Osten des Römischen Reiches und im Sassanidenreich, und sie hatten auch im 4. Jh. schon ein paar bedeutende Autoren hervorgebracht. Die syrischen Kirchen hatten sich allerdings erst im Verlauf des christologischen Streits nach den Konzilien von Ephesos 431 bzw. Chalkedon 451 allmählich konstituiert. Für die Anhänger der in Ephesos verworfenen Lehren war im Römischen Reich bald kein Platz mehr, so daß sich ihr kirchlicher und wissenschaftlicher Schwerpunkt in den Iran verlagerte. U.a. um ihre Theologie konsolidieren zu können und für die weitere Auseinandersetzung mit der Lehre der byzantinischen Reichskirche gerüstet zu sein, mußten sie natürlich die Literatur, die ihnen dafür die wissenschaftlichen Grundlagen lieferte, in ihre Sprache zu übersetzen. Die direkte Verbindung zum Römischen Reich war ja gekappt, und damit ließen auch die Griechischkenntnisse sehr schnell nach.
Die frühen Abbasiden konnten später auf diese Arbeiten zurückgreifen, und es entwickelte sich ziemlich rasch eine zunächst fast ausschließlich von Christen getragene arabische Wissenschaft.
Die ostsyrische Kirche hat übrigens nie irgendeine Staatsmacht hinter sich gehabt, geschweige denn war sie an ihr beteiligt.
