12-02-2014, 15:24
(12-02-2014, 12:52)Kreutzberg schrieb: Wir müssen hier natürlich aufpassen dass wir nicht zu weit vom Ursprungsthema abdriften.
Ich habe jedoch noch 4 Anmerkungen zu den letzten Stellungnahmen:
1> die gesetzliche Verankerung einer Staatsreligion wie im römischen Reich stellt m.E. historisch gesehen eine Abkehr der ursprünglichen Vorgehensweise dar.
Die religiöse Toleranz vorher diente ja gerade dazu um regionale Unruhen möglichst zu vermeiden.
Nun ja, das waren mehr oder weniger Verzweiflungstaten in der Endzeit des Reiches.
(12-02-2014, 12:52)Kreutzberg schrieb: 2> das könnte auch ein Grund für die Erfolgsstory der doch erstaunlich gut funktionierenden Missionierung sein die doch gerade im 1. Jahrhundert noch gut dokumentiert ist.
Im 1. Jahrhundert ist gar nichts gut dokumentiert. Die Hauptdokumente sind die paulinischen Briefe, die das Problem haben, dass sie wahrscheinlich gar keine richtigen Briefe sind, sondern literarische Kompilationen in Briefform. Die Apostelgeschichte ist eine spaete Schrift, wahrscheinlich aus dem 2. Jahrhundert, die den Paulus-Briefen in vielen Punkten widerspricht. Also wuerde ich daraus keine harten Schluesse ziehen, die darueber hinausgehen, dass Paulus wohl tatsaechlich missioniert hat.
(12-02-2014, 12:52)Kreutzberg schrieb: 3> inwiefern das Röm. Reich unter den späteren Kaisern in der christlichen Bewegung eine ernsthafte Bedrohung sahen ist mir ehrlich gesagt immer noch rätselhaft.
Wahrscheinlich nicht. Was macht Dich glauben, sie haetten das Christentum als Bedrohung angesehen?
(12-02-2014, 12:52)Kreutzberg schrieb: 4> die urchristlichen Gemeinden waren im Kern bis dato noch pazifistisch ausgerichtet.
Wer weiss. Ich erinnere daran, dass das Christentum sich erst spaet vom Judentum loeste, und letzteres war nicht gerade fuer seinen Pazifismus bekannt. Man denke nur an den Kitos-Krieg (ich glaube, auf Deutsch wird der normalerweise als "Diaspora-Aufstand" tituliert) zur Zeit Trajans, wo Juden in der Kyrenaika, Zypern, Aegypten und Mesopotamien Roemer und Griechen umbrachten, was ihrer Stellung (und der der Christen) im Roemischen Reich nicht gerade half. Die Berichte von 200.000 toten Roemern und Griechen in der Kyrenaika und 240.000 in Zypern sind wohl masslos uebertrieben, aber die Berichte wurden so halt verbreitet, mit entsprechenden Folgen.