03-01-2014, 15:27
(03-01-2014, 13:13)Ekkard schrieb: Natürlich kann man auf Hexenverbrennungen und vergleichbare Exzesse verzichten. Nur haben diese Exzesse nichts mit Christentum zu tun, sondern mit den üblichen Scheußlichkeiten, die sich Menschen gegenseitig antun, insbesondere deshalb, weil die menschlichen Beziehungen in Teilen auf der unsinnigen Annahme beruhen, der Andere müsse gefälligst die gleichen gesellschaftlichen Vorstellungen teilen.
2. Mose, 22/17
"Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen."
oder Offenbarung 2 26/27
"Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen,"
um nur zwei Bibelstellen zu nennen, die nur so vor Menschlichkeit strotzen. Diese unsinnigen Annahmen stehen genau so in der Bibel, warum sollten die Christen vorheriger Jahrhunderte dies nicht wörtlich nehmen ? Schließlich gibt's ja kein Vorwort, in dem drinsteht "Leute nehmt das ganze nicht so ersnt".
(03-01-2014, 13:13)Ekkard schrieb: Die ursprünglichen Ideen der Aufklärung sind von durchaus gläubigen Christen auf den christlichen Grundlagen gedacht worden. Eben weil es mit den Postulaten der Nächsten- und Feindesliebe nicht vereinbar ist, Menschen zu verfolgen und schließlich zu verbrennen. Ich bin doch nicht verpflichtet, die christlichen Irrtümer so zu übernehmen, als seien sie unbezweifelbarer Bestandteil der christlichen Lehren!
Nächstenliebe und Empathie sind die angenehmsten Eigenschaften von Menschen, die uns eh angeboren sind und mit Verlaub keine christliche Erfindung. Die Besinnung darauf in den Zeiten der Aufklärung, hat ihren Ursprung sicher nicht in der Bibel, sondern in den neu gewonnenen Erkenntnissen dieser Zeit. Das sich hier auch überzeugte Christen hervor taten (z.B. Kant) bestreite ich nicht. Jedoch hatten diese eben das Problem ihren Glauben mit diesen neuen Vorstellungen von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit kompatibel zu machen.
Was die Feindesliebe betrifft, ist dies sicher kein angeboren menschlicher Zug, da gebe ich dir recht. Allerdings muss man die Stellen in der Bibel in denen das erwähnt wird schon mit der Lupe suchen. Ganz abgesehen davon ist so etwas wie Feindesliebe auch in manchen Situationen durchaus nicht ratsam.
(03-01-2014, 13:13)Ekkard schrieb: Aber deine Argumentation ist historisch und geistesgeschichtlich lückenhaft, um deine eigene Ideologie als „allein seelig machend“ hin zu stellen. Ich sage ja nicht, dass du in Teilen nicht Recht hättest. Nur du lässt Entwicklungen aus, die auf diesen Lehren beruhen.
Erklär mir mal, was du mit "geistesgeschichtlich" meinst ? Allein seelig machend ist schon mal gar nichts, schon gar keine Ideologie, aber du bestreitest wohl nicht, dass wir ohne die abergläubischen Vorstellungen der vergangenen Jahrhunderten besser dran sind. Hier im Nachhinein noch einen Verdienst eben dieser seltsamen Ideologien (das nämlich ist das Christentum) herein zu lesen ist schon Chuzpe.
(03-01-2014, 13:13)Ekkard schrieb: Von „Hinbiegen“ kann keine Rede sein. Was hauptsächlich kritisiert wird sind, Interpretationen der Vergangenheit, die teilweise nicht einmal mit den Grundforderungen jüdischer Tradition und christlicher schon mal gar nicht zu vertreten sind.
Womit wir wieder bei der "Weisheit" der Bibel sind, die erst nach Jahrhunderten erkannt werden kann. Wenn sich das ein guter Gott ausgedacht hat, dann hat er schon einen seltsamen Sinn für Humor.
Aber ernsthaft, was, wenn nicht genau das was darin so geschrieben steht, sollten denn die Gläubigen vergangener Jahrhunderte aus den Geschichten der Bibel lesen.
Allein im Leviticus stehen seitenweise seltsamster Vorschriften, wie soll man denn die als Jude des vorchristlichen Zeitalters verstehen ?