31-12-2013, 00:57
Beim Durchlesen der verschiedenen Antworten, zerfließt mir der Begriff "Weltbild", obwohl ich ihn häufig selbst benutzt habe. Es gibt zwei wesentliche Aspekte darin, nämlich das Modell einer auch unabhängig von mir und anderen existierenden physischen Welt, und ein ziemlich formbares Modell des menschlichen Lebens in (gesellschaftlichen, soziologischen, kommerziellen) Beziehungen.
Beide Aspekte kann man m. E. nicht gefahrlos vermischen. Ich persönlich misstraue Gefühlen (Emotionen), namentlich dann, wenn sie mich veranlassen (sollen) zu bezahlen (auch in übertragenem Sinn).
Um auf Petronius' Einschub meiner Gottesvorstellung einzugehen: Sie gehört zunächst einmal zu der Beziehungsebene. Es handelt sich um die eigentliche Frage der menschlichen Ordnung (i. S. mitmenschlicher Priorität) - eine zutiefst unangenehme Frage. Irgendwelchen Menschen bleibt man nämlich immer etwas schuldig, einmal durch bewusstes Fehlverhalten zum Anderen durch Ignoranz. Sieht man einmal von bewusstem Fehlverhalten ab, so müssten wir entweder daran zerbrechen oder unsere Mitmenschlichkeit aufgeben. Gott ist für mich jene Figur, die diese Priorität in unsere Seinsweise hinein trägt. ER ist somit Schöpfer der menschlichen (humanen) Seinsweise, ob ER nun existiert oder nicht. Völlig äquivalent ist die gruppendynamische Selbstkorrektur einer menschlichen Gesellschaft, gelegentliches Entgleisen eingeschlossen.
Insofern muss ein (funktionstüchtiges) Weltbild zu rationalem Verhalten führen. Anderenfalls taugt es nicht. Wir sprechen dann von Realitätsverlust.
Eine "irrationale Begründung" ist keine und kann es nicht geben. Aber das ergibt sich trivialer Weise aus der Eigenschaft eines Weltbildes, Grundlage des Verhaltens zu sein.
Insofern sind unsere Weltbilder auch formbar.
Beide Aspekte kann man m. E. nicht gefahrlos vermischen. Ich persönlich misstraue Gefühlen (Emotionen), namentlich dann, wenn sie mich veranlassen (sollen) zu bezahlen (auch in übertragenem Sinn).
(29-12-2013, 22:14)petronius schrieb: (einschub: den hintergrund der betrachtung - stichwort: "sich auf irrationales bzw. nicht rationales gründendes weltbild" - bildet der "atheistische gottesglaube" eines ekkard oder vielleicht auch (er äußert sich da ja nie konkret, deutet es aber an) eines mustafa: also die existenz eines wesenhaftes "gottes" zu verneinen, diesen gleichwohl als urgrund des soziokulturellen miteinanders zu postulieren, mithin sein weltbild auf den rational nicht faßbaren, ergo irrationalen "gott" zu gründen)
Um auf Petronius' Einschub meiner Gottesvorstellung einzugehen: Sie gehört zunächst einmal zu der Beziehungsebene. Es handelt sich um die eigentliche Frage der menschlichen Ordnung (i. S. mitmenschlicher Priorität) - eine zutiefst unangenehme Frage. Irgendwelchen Menschen bleibt man nämlich immer etwas schuldig, einmal durch bewusstes Fehlverhalten zum Anderen durch Ignoranz. Sieht man einmal von bewusstem Fehlverhalten ab, so müssten wir entweder daran zerbrechen oder unsere Mitmenschlichkeit aufgeben. Gott ist für mich jene Figur, die diese Priorität in unsere Seinsweise hinein trägt. ER ist somit Schöpfer der menschlichen (humanen) Seinsweise, ob ER nun existiert oder nicht. Völlig äquivalent ist die gruppendynamische Selbstkorrektur einer menschlichen Gesellschaft, gelegentliches Entgleisen eingeschlossen.
(29-12-2013, 22:14)petronius schrieb: 1) was versteht ihr unter einem bzw. eurem "weltbild"?Ich verstehe darunter die zuvor definierten "Modelle" (Physische Realitätsvorstellung, Sichtweise auf das menschliche Beziehungsgeflecht).
(29-12-2013, 22:14)petronius schrieb: 2) kann, ja sollte es vielleicht sogar, ein solches geben, das auf irrationale begründungen verzichtet?Seit wann werden Weltbilder begründet? "Weltbilder" sind die Grundvorstellungen, mit denen wir Anderes begründen. Sie können bestenfalls "unpraktisch" oder "unangemessen" sein. Im Wesentlichen sollen sie uns dazu dienen, nicht "mit dem Kopf gegen Wände" (weder physische noch beziehungstechnische) zu rennen. Sie sind quasi Konsens mit uns selbst.
Insofern muss ein (funktionstüchtiges) Weltbild zu rationalem Verhalten führen. Anderenfalls taugt es nicht. Wir sprechen dann von Realitätsverlust.
Eine "irrationale Begründung" ist keine und kann es nicht geben. Aber das ergibt sich trivialer Weise aus der Eigenschaft eines Weltbildes, Grundlage des Verhaltens zu sein.
(29-12-2013, 22:14)petronius schrieb: 3) wäre ein solches gegenüber einem irrational (ja vielleicht gar "absolut" auf etwas nicht existentem und als nicht existierend erkanntem) begründeten weltbild minderwertig, und warum?Ich hatte mich weitgehend aus der Ursprungsdiskussion heraus gehalten, weil ich sie nicht verstanden habe. Und nun glaube ich auch den Grund zu kennen. Ein Weltbild ist selbst Grund, ist die Axiomatik meines Daseins. Es gibt keine tiefer liegende Begründung, anderenfalls wäre diese Be-Gründung "mein Weltbild". Letzten Endes tue ich alles so, wie mein Weltbild es mir einflüstert. Natürlich kann mein Verhalten dadurch unangemessen werden oder sein. Wenn ich meinen Verstand (ratio) beieinander habe, werde ich meinen "Konsens mit mir selbst" umbauen.
Insofern sind unsere Weltbilder auch formbar.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard