(27-12-2013, 21:52)Sinai schrieb:(27-12-2013, 11:09)Ulan schrieb: . . . Da es sich hier in beiden Faellen um maerchenhafte Legenden ohne geschichtlichen Hintergrund handelt . . .
Du stellst hier schon sehr gewagte Theorien auf . . .
Das sind nicht meine Theorien, und gewagt ist an der Aussage ueberhaupt nichts. Das ist lediglich Stand der Bibelforschung. Du weisst doch wahrscheinlich, dass sowohl das Matthaeus- als auch das Lukas-Evangelium nach Meinung der Mehrheit der Bibelforscher Ueberarbeitungen des Markus-Evangeliums sind (das Johannes-Evangelium im Prinzip auch, aber das ist etwas komplizierter). Die Geburtsgeschichten wurden addiert, als sich die Christologie aenderte. Bei Markus wurde Jesus erst mit der Taufe zum Sohn Gottes, also war Jesu Geburt uninteressant, weil er da noch ein gewoehnlicher Mensch war. Als Jesus dann Gottes Sohn von Geburt wurde, musste eine Geburtsgeschichte her, und Matthaeus und Lukas (oder besser gesagt, irgendwelche Ueberarbeiter, die spaeter diesen Namen bekamen) addierten jeweils eine etwas andere Geschichte davor. Die Auswahl war gross, denn es kursierten Unmengen dieser Geschichtchen (es gibt ganze Kindheits-Evangelien). Bei Lukas sieht man uebrigens immer noch sehr schoen, wo das Evangelium eigentlich vorher anfing (ich finde den alten Anfang eigentlich viel beeindruckender). Man soll sich auch nichts vormachen, warum bestimmte Elemente eingefuegt wurden; im Prinzip sollten bestimmte Prophezeihungen aus dem AT bedient werden, die im Laufe der Zeit als auf Jesu Erscheinen gemuenzt angesehen wurden.
(27-12-2013, 21:52)Sinai schrieb: Offenbar hältst Du die gesamte Bibel für eine Lügengeschichte. Stimmts ?
Was íst denn aus Deiner Sicht in der Bibel wahr ?
Woher sollen wir das wissen? Es gibt keine unabhaengigen Quellen dazu (die sogenannten unabhaengigen Quellen sind auch immer nur Zitate aus Glaubenskreisen, falls sie nicht sowieso spaeter gefaelscht wurden), also wissen wir es nicht. Die Geburtsgeschichten sind aber eindeutig maerchenhaft in ihrem Aufbau. Das Markus-Evangelium als Ursprung des Haupttextes der Evangelien macht auch nicht gerade einen historischen Eindruck, aber der Text wurde ja auch nie als Historie konzipiert, so dass das kein ungewoehnlicher Befund ist.
(27-12-2013, 21:52)Sinai schrieb: Wenn das aus Deiner Sicht alles erfundene Lügen sind, dann klapp das Buch zu und wirf es weg.
Und sag offen Deine Meinung, daß alles Mist ist.
Dann brauchen wir nicht mehr über Details diskutieren.
Wieso? Warum sollen wir nicht ueber Details diskutieren? Zwar halte ich es fuer muessig, darueber zu diskutieren, was Jesus wirklich getan hat oder nicht. Aber es ist unheimlich interessant, darueber zu diskutieren, warum ein bestimmtes Detail geschrieben wurde; denn von einem bin ich fest ueberzeugt: es steht kein Satz in dem Text, hinter dem nicht irgendeine theologische Aussage steckt.
(28-12-2013, 22:08)Sinai schrieb:(28-12-2013, 19:00)Ekkard schrieb: Hallo Sinai,
Zur Disqualifikation der Bibel als "Lügengeschichte": . . .
. . . ein Stück antiker Glaubensliteratur wegzuwerfen, halte ich für wenig zielführend . . .
Ich will ja gar nicht die Bibel wegwerfen. Aber ich meine, daß alle diejenigen, für die die Bibel nur eine "maerchenhafte Legende" (Ulan) ist, nicht beanspruchen sollten, theologische jüdische oder christliche Aussagen zu treffen. Das ist unlogisch.
Ich will Ulan nicht die Freude an der Diskussion nehmen. Aber Du wirst verstehen, daß es verwirrend zu sein scheint, wenn Ulan auf der einen Seite wie ein 'besorgter Theologe' auftritt und komplizierte, sophistische theologische Theorien aufstellt und bei anderer Gelegenheit von "maerchenhaften Legenden ohne geschichtlichem Hintergrund" schreibt.
Du verstehst meinen Ansatz falsch. Du hast recht, ich halte fast gar nichts in der Bibel fuer historisch. Aber Du hast nicht recht damit, dass man dann dazu keine Aussagen machen kann. Wie ich oben schon erwaehnt habe, ist die Bibel kein Geschichtsbuch; diejenigen, die sie dafuer halten, sind auf dem Holzweg. Es ist ein theologischer Text, der Glaubensaussagen macht. Und darueber kann man natuerlich reden; eine Anerkennung der Bibel als Geschichte finde ich dabei sogar eher hinderlich, weil das meiner Ansicht nach bei vielen Bibelaussagen zu Missverstaendnissen fuehrt.
Vielleicht sollte ich irgendwann einmal in der Plauderecke zum Besten geben, warum ich hier eigentlich lese und schreibe.

