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Multireligiöse Gesellschaft ist längst Realität
#52
(28-10-2013, 02:05)paradox schrieb: Ich finde, du kürzt die Geschichte ganz schön ab. Ja, es stimmt, dass wir der Aufklärung sehr viel verdanken. Aber wenn wir in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts einen Schnitt gemacht hätten, hätte es im Westen nicht gerade humaner ausgesehen, als du es der Aufklärung als ewiges Allgemeingut zuschreiben möchtest.
Die Aufklärung hat den Holocaust nicht verhindert, zuvor auch nicht den 1.WK, und die Kolonialisierung.

Das hat sie auch nicht. Aber sie hat die Macht der Religion gebrochen und uns nach langer Entwicklung Gesetze gebracht, die weitgehend auf der Ratio beruhen und sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich Ähnliches wie der 30-jährige Krieg und Kreuzzüge nicht wiederholten.

(28-10-2013, 02:05)paradox schrieb: Gerade in den letzten Jahren sehen wir, dass in den muslimischen Staaten in Nordafrika (Tunesien, Libyen, Ägypten) aber auch in Saudi-Arabien und angrenzenden Staaten, sowie dem Iran eine Bewegung stattgefunden hat, die sich offenbar gegen die Obrigkeit, gegen die Diktatoren gerichtet hat.
Ob sich daraus am Ende eine Demokratie westlicher Ausprägung entwickeln wird, kann ich nicht prophezeien, und wird wohl auch sonst niemand voraussehen können.

Zum Iran könnte ich einiges aus Berichten von Exiliranern beitragen. Zum Besseren hat da bisher allenfalls die Umwandlung der Strafe für Ehebruch vom Steinigen in Aufhängen beigetragen (obwohl anscheinend in den Provinzen ab und an noch immer gesteinigt wird - entgegen einer verbindlichen Erklärung des Iran gegenüber der EU). Ein Wandel weg vom religiösen Recht hin zur Vernunft wurde von einigen Exiliranern erwartet, die sich Erfolge von einem Putsch versprachen, der aber nie stattfand - im Gegensatz zu Ägypten, wo das
Militär ähnlich wie die kemalistisch gesinnten Generalität in der Türkei früherer Zeit erfolgreich gegen den vom Volk gewählten religionsbedingten Rückschritt putschten.

(28-10-2013, 02:05)paradox schrieb: Bedenke aber, dass auch die Menschenrechtserklärung der UNO erst Jahrhunderte nach Beginn der Aufklärung entstanden ist, unmittelbar und vermutlich auch als Folge der schrecklichen Ereignisse im zweiten Weltkrieg.
Das hat sich also erst schrittweise zu dem entwickelt was wir heute haben, obwohl wir heute immer noch nicht diese Freiheiten komplett erreicht haben.

Auch aus meiner Sicht ist das Optimum an Freiheit noch nicht erreicht. Einige unserer Nachbarstaaten sind da weiter. Religion beeinflusst unser Recht immer noch ein wenig zu stark - imho. Im Übrigen stimme ich Dir zu: die Katastrophe des 2. Weltkriegs hat wesentlich zur Verabschiedung der Menschenrechte beigetragen.

(28-10-2013, 02:05)paradox schrieb: Es ist aber auch eine Sache diese Freiheiten zu haben, und eine andere Sache die Bedeutung dieser Freiheiten zu erkennen.
Gerade was das angeht, glaube ich, dass die islamische Welt vor dem Beginn eines Wandels steht. Die Menschen gehen zum ersten Mal auf die Straße um für "ihr" Recht zu kämpfen, was immer das letzten Endes sein soll. In Ägypten wurden die konservativen Muslimbrüder von einem Großteil der Bevölkerung im Grunde weggeputscht.
In der Türkei ist offenbar auch ein Teil der Bevölkerung mit der Führung des Landes nicht zufrieden und demonstriert dagegen.
Das sind Entwicklungen, die man in diesen Ländern nicht vermutet hätte. Es ist auf jeden Fall positiv, weil dann in diesen Staaten die Chance besteht, dass sich Menschen mit ihrem Demonstrationsrecht und mit der Demokratie und seiner Bedeutung auseinandersetzen werden. Was bedeuten Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, unabhängige Justiz usw.?


Naja, in Ägypten war`s ein Militärputsch, der die von der Mehrheit gewählte konservativ-islamische Regierung stürzte und in der Türkei verhinderten früher kemalistisch gesinnte Offiziere die Rückkehr zu stärker am Islam ausgerichteter Politik. Welches islamisch dominierte Land wir uns auch ansehen, der Zug zur individuellen Freiheit fährt allermeist nicht vorwärts sondern rückwärts, es sei denn, vorhandene weltliche Machthaber verfügen über ausreichende militärische Mittel, den Zug wenigstens anzuhalten.

(28-10-2013, 02:05)paradox schrieb: Die Sache ist nur die, dass ich aus der Geschichte weiß, dass bei solchen Entwicklungen meistens sehr viel Blut vergossen werden wird. Was wir in Syrien gerade erleben, ist daher kein Zufall. Selbst wenn das Regime gestürzt wird, muss das nicht automatisch zu einer Demokratie führen. Auch Frankreich war nach der frz. Revolution nicht gleich eine Demokratie wie wir sie heute haben.
Das ist ein langwieriger Prozess, den wir von der Ferne nur beobachten können.
Wir sollten jedenfalls nicht die Regime und Diktaturen unterstützen, die mit Gewalt die aufstrebende Bevölkerung niederschlagen und weiter unterdrücken wollen. Denn dann machen wir uns ebenfalls mitschuldig an den bestehenden Zuständen.


Bezgl. zu wahrender Zurückhaltung bei der Unterstützung von Diktaturen stimme ich Dir voll zu. Ich bin allerdings auch der Auffassung, dass wir Revolutionen in der islamischen Welt nicht unterstützen sollten und ich habe die dt. Entscheidungen sowohl die Intervention gegen Saddam Hussein als auch die Durchsetzung des Flugverbots in Lybien betreffend begrüßt und wende mich entschieden gegen eine immer noch denkbare westliche Intervention in Syrien.
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