28-07-2013, 00:13
(27-07-2013, 22:53)Koon schrieb: wie ist Gott-Vater-Sohn entstanden.. ?Das haben wir unter "Dreieinigkeit" und/oder "Trinität" schon mehrfach im Forum diskutiert: Fangen wir mal hier an:
Trinität, ein kurzer dogmengeschichtlicher Überblick. Ich denke, den historischen Werdegang kennt Bion am besten. Du kannst auch ersehen, dass die Haltung der Christen zur Trinitätslehre durchaus kritisch ist - manche vehement dafür, andere vehement dagegen.
Aus meiner Sicht bleibt nachzutragen, dass diese Lehre die christlichen Strömungen ihrer Zeit unter ein gemeinsames Dach bringen wollte. Für den römischen Staat sollte eine straff organisierte Staatsreligion geschaffen werden.
Aberglaube ist das für die einzelnen Tradition keineswegs. Es handelt sich um verschiedene Formen der Anbetung und Verehrung. Das Neue Testament ist theologisch schwer verständlich, wenn mal vom Vater, dann wieder vom Sohn und schließlich vom Heiligen Geist die Rede ist. Und genauso haben die damaligen Gemeinden diese drei Aspekte ihrer Glaubensüberzeugungen - geographisch verteilt - betont, so dass schließlich zum Verhältnis dieser drei Begriffe zentral Stellung zu beziehen war.
Das alles sind historische Entwicklungen lange, bevor Mohammed seine Lehren formuliert (oder empfangen) hat.
Ich habe persönlich weder mit dieser noch mit vielen anderen Gottesvorstellungen irgend ein Problem. Denn all das sind sprachliche Symbole zur Bezeichnung einer Instanz, die nach unserem Glauben Verpflichtung für unsere Mitwelt schafft. Außer dieser Selbstverpflichtung wissen wir über Gott/Allah nichts und können auch nichts wissen. Gott/Allah wirkt nur im Vollzug des Guten und sonst nicht. Wer beispielsweise meint, den Glauben mit der Waffe oder Repressalien durchsetzen zu müssen, ist ein arg unterbelichtetes Würstchen, das von der Größe und Macht Gottes/Allahs nichts verstanden hat. ER ist in dem Augenblick weg, in dem man gegen das Wohl beliebiger Mitmenschen handelt - egal, wie schön theoretisch ich Bibel oder Koran lese und interpretiere. Jede Verkündigung ist das Papier nicht wert, auf der sie steht, wenn keine mitmenschliche Haltung zugrunde liegt.
Im Grunde ist es völlig müßig, sich über das Wesen Gottes/Allahs theologische Gedanken zu machen, insbesondere dann, wenn man Recht behalten möchte.
(27-07-2013, 22:53)Koon schrieb: Das kommen des Messias war nah, der das Volk Israel von den Römern befreien sollte, und ein neues Jerusalem bauen würde... Jesus hob den Formalismus des jüdischen Gesetzes nicht auf, stellte aber Menschlichkeit und Güte höher.Nun, Jesus war strenger als mancher Jude aus dem theokratischen Establishment seiner Zeit. Man muss wissen, dass er kein studierter Theologe war, aber unter der Verkündigung der etablierten Theologen genauso litt, wie wir Laien unter unseren Amtskirchen. Deswegen hat er sich wiederholt mit "Pharisäern und Schriftgelehrten" angelegt. Für Jesus hatte der Gotteswille oberste Priorität; und diesen sah er darin, das Gott das Wohl der Menschen will - und zwar aller. Und der Mensch erfüllt den Gotteswillen nur dann, wenn er sich keine Ausflüchte und Hintertürchen offen hält.
Außerdem war Jesus ein Mann, der jede mitmenschliche Aktion im Sinne von gegenseitiger Achtung und Hilfeleistung im Einzelfall entschied. Ihm waren die vielen "Wenn ..., dann ..." - Festlegungen der Pharisäer ein Greuel, denn niemand kann sagen, dass er ein guter Mensch sei, nur wenn er alle Gebote hält - und im Übrigen am Leid der Mitmenschen vorbei geht.
(27-07-2013, 22:53)Koon schrieb: Er hatte nicht die Absicht eine neue Religion zu gründen, und sah sich selbst nichts als einen Menschen mit besonderen Auftrag ... Viele sahen aber in Ihm den Messias, und die Römer in Ihm den Aufrührer, und er wurde hingerichtet...Das kann man so nicht sagen. Er sah sich sehr wohl in der Tradition der Propheten Daniel und Jesja und der dort beschriebenen "Endzeit-Tradition".
Die neue Religion ergab sich natürlich erst, nachdem das Judentum dem theologischen Konstrukt zum Verständnis des Wirkens und Sterbens Jesu nicht mehr folgen konnte.
Und höre bitte auf, Paulus und die übrigen Apostel mit Kraftausdrücken zu benennen. Diese ehrenwerten Leute haben unter Einsatz ihres Lebens ihren neuen Glauben verkündet, so dass er 2000 Jahre danach immer noch Bestand hat. Sie sind so ehrwürdig wie moderne Theologen (Hans Küng, Eugen Drewermann, Karl Barth und viele andere).
(27-07-2013, 22:53)Koon schrieb: Erst in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Lebensbeschreibungen Jesu, kompiliert von Männern die den Prediger nicht selbst erlebt hatten. Vier dieser Beschreibungen wurden später als kanonisch (verbindlich) ausgewählt, alle anderen fortan unterdrückt und vernichtet.Sorry, das ist definitiv "wurscht". Das Zentrum, die so genannte Bergpredigt, wurde sinnvoll und sinngemäß transportiert. Den Rest kann man unter "Ausführungsbestimmungen" und "Histörchen" zusammen fassen.
Wie oben schon geschrieben: Solange wir den Willen Gottes im Sinne mitmenschlicher Beziehungen (Caritas, Agape, Nächstenliebe, Achtung usw.) nicht erfüllen, ist alles Reden oder Nachdenken über Gott/Allah reine Makulatur (zu Deutsch: wertloser Redemüll).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard