(02-07-2013, 12:12)dalberg schrieb: Überall da, wo Menschen diese Beschränkung auf zuverlässiges, prüfbare Wissen als ungenügend empfinden und diesen Mangel nicht mehr ertragen können, bleibt ihnen eigentlich nichts anderes, als ihren drängenden Wünschen, Ängsten, Träumen durch Glauben Wirklichkeit zu verleihen. Sie setzen damit gewissermaßen eine Zauber-Brille auf: Diese Zauber-Brille füllt die weiten Leerräume des Nichtwissens mit Sinn, Ordnung, Orientierung. Diese Zauber-Brille setzt an die Stelle von unerträglich schmerzlichen Realitäten gewünschte "Glaubenswahrheiten". So werden subjektive Bedürfnisse befriedigt. Menschen müssen nicht weiter im Leerraum des Nichtwissens schweben, sondern sie bekommen einen ihnen sicher erscheinenden Halt. Glaube mag Opium des Volkes sein, aber, er kann vor Verzweiflung schützen.
Aus nichts Anderem als "Glaubenswahrheiten" besteht letztlich unsere gesamte geistig-kulturelle Welt.
Wir Menschen haben uns mittels Kultur eine "Zauberbrille" aufgesetzt, die plötzlich ganz andere Sichtweisen auf "die Welt" und die eigene Wirklichkeit darin ermöglicht.
Letztlich geht es beim Thema Glauben m.E. um die Frage nach Idealismen und ihrem Ausleben.
Ich denke, dass es weniger um eine Lückenbüßer-Funktion für fehlendes Wissen geht, als um Bezugnahme zu kulturellen Ideen.