(20-03-2013, 08:08)Glaurung40 schrieb: Das mit der Ausrichtung auf die Existenz von Leben hatten wir ja schon, kann das beim besten Willen in einem unendlich großen und überwiegend leeren Universum nichte erkennen. Hier auf einem kleinen Staubkorn zu hocken und zu sagen: "Das alles gibt's nur damit Wesen wie wir das erleben können" ist schon mehr als größenwahnsinnig.Der erste Fehler: Du misst in Volumenprozent, was völlig unsinnig ist. Du sagst, gemessen an den weiten des Weltalls sei so ein Planet nicht mehr als ein "Staubkorn", also völlig unbedeutend. Deshalb mal ein anderes Beispiel: Atom. In diesem spielt der Atomkern selbst "volumentechnisch" ebenfalls die Rolle eines "Staubkorns". Und was ist damit ausgesagt? Nüchts. Jedenfalls nicht, dass der Atomkern für das Atom als Ganzes überhaupt keine Rolle spielen würde - ganz im Gegenteil. Insofern bleibt von diesem "Staubkorn"-Gerede nicht mehr als Polemik übrig.
Der zweite Fehler: Du reduzierst es offenbar auf den Menschen, welcher - nach allem, was wir wissen und selbst wenn man über intelligente Zivilisationen auf anderen Planeten spekuliert - in dieser spezifischen Form wohl in der Tat einmalig im Kosmos sein dürfte. Eine Ausrichtung auf die Existenz von Menschen wird jedoch überhaupt nicht behauptet (höchstens vllt. von Kreationisten...), sondern eine Ausrichtung auf die Existenz von biologischen Leben im Allgemeinen, bzw. ferner von bewussten Beobachtern. Und wie es hier mit der Verbreitung (jetzt und künftig...) so aussieht -> siehe u.a. Eingangsbeitrag.
Noch ein Fehler: Du meinst, es sei "größenwahnsinnig" (wieder reinste Polemik, nebenbei), dass es das alles gibt, "nur damit Wesen wie wir das erleben können". Aber es scheint offenkundig, dass es mit weniger nun einmal schlicht nicht geht. Planeten, Sterne, Galaxien... und die großen Räume dazwischen sind notwendig. Läge alles dicht gedrängt und zusammengeballt auf engstem Raum, wäre der Kosmos längst wieder kollabiert.
(20-03-2013, 08:08)Glaurung40 schrieb: Auch deinen Hinweis von "Ockhams Razor" finde ich mehr als lustig, da ein Schöpfergott ja weit weniger minimalistisch ist als ein Multiversum (wobei ja kein ernstzunehmender Wissenschaftler behauptet, das es so was wirklich gibt).Das ist Tu Quoque, Strohmann-Argument und Falsches Dilemma in einem...
Ich argumentier(t)e zunächst gegen die Hypothese des Multiversums/LBZ, und nicht für einen Schöpfergott, und schon gar nicht für einen Schöpfergott, wie er deiner Vorstellung entspricht.
(20-03-2013, 08:08)Glaurung40 schrieb: Jedenfalls ist dein LBZ nach wie vor ein Strohmann...Nein, es ist kein Strohmann, wie ich explizit an den Äußerungen eines Herrn Vowinkel dargelegt habe, der sich wiederum auf die allgemeine Auffassung von Vertretern des methodischen Atheismus bezieht.
(20-03-2013, 08:08)Glaurung40 schrieb: ...der überhaupt kein Argument dafür ist an eine Schöpferentität zu glauben.Wurde ja auch nicht behauptet.
(20-03-2013, 08:08)Glaurung40 schrieb: Bisher gab's noch kein überzeugendes Argument von dir für einen "God of the Gaps".Liegt vermutlich daran, dass dies überhaupt nicht meine Position ist.
Meine Position ist in etwa folgende:
Es geht letztendlich um die Frage, warum 'alles Seiende' sich derart manifestiert, wie es das nun einmal tut. Denn an und für sich gäbe es unendlich viele denkbare Alternativen zu dem, was wir 'Kosmos' nennen. Selbst, wenn man ein Multiversum postuliert, stellt sich diese Frage.
Das Seiende braucht eine Art Mechanismus der Selektion, um aus dem Raum unendlich vieler Möglichkeiten eine Auswahl zu treffen. Hierzu gibt es nur zwei Alternativen: Wirklich alles, was denkbar möglich ist, hat sich manifestiert und existiert auch "irgendwo", und damit auch Leben, aber auch viele andere Kuriositäten*. Oder: Aus dem Raum unendlich vieler denkbarer Möglichkeiten hat sich lediglich eine Möglichkeit manifestiert, ist aber dem reinem Zufall zu verdanken, bzw. kontingent, und genauso gut hätten auch unendlich viele andere denkbare alternative "Welten" existieren können**. Im ersten Fall existieren alle denkbaren Möglichkeiten der Manifestation des Seienden, im letzten Fall nur eine.
Beides klingt wenig plausibel. Ersteres verstößt ganz klar gegen Ockham's Razor - zur Erklärung der Realisation einer Möglichkeit nimmt man die tatsächliche Realisation unendlich vieler Möglichkeiten an.
Letzteres zieht eine enorme Unwahrscheinlichkeit nach sich, und genauso gut hätten auch unzählige weitaus primitivere, profanere oder absurdere "Welten" realisiert sein können. Zudem ist hier auch gar nicht klar, was überhaupt der Wahrscheinlichkeitsraum sein soll, d.h. welche alternativen "Welten" möglich gewesen wären.
Abseits eines 'transzendenten Selektors' (Gott) scheint es in jedem Fall so, als würde dieser Selektionsmechanismus in einem höchst komplizierten Akt der Selbstreferentialität aus sich selbst heraus erzeugt werden, in Form bewusster Beobachter, welche sich in Form von Lebewesen manifestieren und das, was existiert, beobachten, wahrnehmen, interpretieren, bewerten, gestalten...
Letztendlich führt das zu der Idee, dass der Kosmos selbst eine Art Evolution durchmacht. Ein zyklisches Universum, was einmal eine ganz primitive Struktur hat, und sich im Laufe der Äonen ständig aufbläht, zusammenzieht, neu strukturiert...
Weil ich grad net die richtigen Worte finde, auf die Schnelle:
"Die Loop Quantum Cosmology ist eine Theorie, die sich aus der Schleifenquantengravitation entwickelt hat (unter anderem durch Martin Bojowald). Da in dieser Theorie das kosmologische Prinzip als Annahme vorausgesetzt wird, ist noch nicht geklärt, inwiefern sie mit der Schleifenquantengravitation selbst kompatibel ist. Die Loop Quantum Cosmology gibt eine Erklärung für die kosmische Inflation und bietet mit dem Big Bounce ein kosmologisches Modell ohne Urknallsingularität. In diesem Modell kollabiert ein Vorgänger-Universum in einem Big Crunch, allerdings sorgen Effekte der Quantengravitation dafür, dass es nicht zu einer Singularität kollabiert, sondern nur bis zu einer maximalen Dichte. Dann setzt wieder eine Expansion ein, aus der das heutige Universum hervorgeht. Dieses Modell ist aktuell (2011) Forschungsgegenstand und viele Fragen sind noch ungeklärt. Unter anderem ist nicht klar, ob sich die Geschichte des zyklischen Universums bei jedem Durchlauf identisch wiederholt oder variiert. Eine Weiterentwicklung des Modells ergibt ein zyklisches Universum, das immer im Wechsel bis zu einer maximalen Ausdehnung expandiert und zu einer minimalen Ausdehnung kollabiert."
*http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall#Loop_Quantum_Cosmology
(im Rahmen der Stringtheorie gibt es ähnliche Ansätze, meines Wissens)
Mein Standpunkt wäre, dass die Naturkonstanten und sonstigen Rahmenbedingungen natürlich in der Tat mit jedem Zyklus variieren und nicht stets exakt identisch sind. Diese Variation unterliegt jedoch keiner reinen (blinden) Zufälligkeit sondern einer Art Selektion, welche - im Gegensatz zur Evolution von Lebewesen - nicht von außen kommt (wie bei den orthodoxen Gottesvorstellungen), sondern von innen, u.a. eben mit Hilfe eines 'beobachtenden Elements', welches sich wiederum in Form von Lebewesen manifestiert.
Das aber ist, wie gesagt, nur die grobe Skizzierung einer Idee, welche einerseits an das Prinzip der Evolution anknüpft (das ich für recht fundamental halte) und andererseits die Frage nach der Existenz von Beobachtern/Leben beantworten könnte.
@Petronius: Replik auf deine Ausführungen kommt noch.
*bspw. Boltzmann-Gehirne...

**wobei hier lediglich unsere Fantasie Grenzen setzen dürfte...