(10-02-2013, 02:36)Glaurung40 schrieb: Auf der einen Seite wird abgelehnt auf Gott Logik, Naturgesetze etc. anwenden zu können, da dieses Wesen, diese Idee etc. auf dieser Ebene angeblich nicht diskutiert werden kann. Andererseits hat man kein Problem damit, den Ursprung des Universums o.ä. mit einer solchen Entität zu erklären.
Für eventuelle Wissenslücken wird im aufgeklärtesten Fall "die Idee Gott" eingefügt oder im fundamentalistischen (kann's kaum erwarten wenn dieses Wort wieder versucht wird weg zu diskutieren) Verständnis der allmächtige, allgütige Schöpfer
nun, es wurde ja auch ausführlichst versucht, diesen lückenbüßergott wegzudiskutieren...
...und mir dabei themenverfehlung vorgeworfen, weil ich mich in meiner kritik nicht (ausschließlich) auf die wissenschaft und deren verhältnis zu gottesvorstellungen (und umgekehrt) bezogen habe. wie ich grade noch mal nachgelesen habe, definiert der threadersteller aber seinen "god of the gaps" durchaus nicht nur über die wissenschaft, sodaß etwa nur über kreationisten und ähnlich gelagerte gläubische diskutiert werden dürfte, sondern erwähnt ja nur beispielhaft "gott" als "Ursprung des Universums"
erwähnt wird vor allem ja auch der anspruch einschlägig gottgläubiger und deren apologeten, logik dürfe nicht auf gottesbilder resp. aussagen über "gott" angewendet werden (genau jene auch von mir kritisierte immunisierungsstrategie), obwohl sie ganz "logisch" eben die funktion als lückenbüßer als argument für die plausibilität "gottes" anführen - ich referiere noch einmal jenen user, der meint, ein grund für seinen glauben an "gott" sei der ausstieg aus dem infiniten kausalen regreß
was zwar nichts mit wissenschaft, aber eben doch mit logik zu tun hat. eine kritik an aussagen zu diesem "gott" anhand logischer kriterien, etwa das abklopfen solcher aussagen auf inkonsistenzen und widersprüchlichkeiten, weist selbiger user selbstverständlich und entrüstet zurück...
aber gut - versuchen wir trotzdem, die wissenschaft hier mit ins spiel zu bringen. ich sehe hier weniger den zusammenhang, wie von einschlägiger seite gern behauptet, daß - so wird den nicht gläubigen unterstellt - wissenschaftliche erkenntnisse gott "widerlegen" würden bzw. ein lückenbüßergott durch den wissenschaftlichen fortschritt für obsolet erklärt würde. denn - ich wiederhole mich - der lückenbüßergott ("ich kann das nicht erklären, also muß gott die ursache sein") beschränkt sich ja nicht auf wissenschaftliches
warum wissenschaft dennoch den lückenbüßergott sozusagen unnötig macht, liegt imho an etwas anderem. denn, wenn wissenschaft einem eines zeigt, dann das: es gibt keine absoluten wahrheiten, kein endgültiges wissen. alles wissen über die welt und wie sie funktioniert ist immer nur eine modellhafte annäherung, eine vorstellung von den zusammenhängen - die sich ständig daran messen lassen muß, wie gut sie die realität tatsächlich beschreibt (ok, bei wirtschafts- und gesellschaftswissenschaften hat man oft den eindruck, sie kümmere sich darum nicht so besonders...)
daraus folgt, daß es immer noch mehr zu erforschen und wissen gibt - man ist nie am ende, es gibt nichts endgültiges zu verkünden. und man hat es zu akzeptieren, wenn das wissen irgendwo an sein ende gekommen ist. zum einen weiß man eben manches noch nicht - und das ist nicht schlimm, es heißt bloß, daß man eben noch weiter nachdenken muß. und - es gibt auch so was wie kontingenz. nicht alles kann durch simple, also eindimensionale kausalitäten erklärt werden - manches geschieht eben schlicht, weil geeignete umstände zusammenkommen. und nicht, weil es so geplant worden wäre (schon weil die komplexität der umstände jede planbarkeit übersteigt, deterministisches chaos mal außen vor gelassen)
was aber nicht geht: anstatt zuzugeben, daß man etwas (noch) nicht weiß, sich einfach zurücklehnen und eine pseudolösung ausdenken. also, in der wissenschaft geht das nicht - bei den gläubischen natürlich schon: god did it
die wissenschaft aber zeigt, daß das nicht nötig ist. daß man sehr gut mit (teilweisem bzw. noch-)nichtwissen zurechtkommt - das ist keine entschuldigung für die einführung eines "gottes", nur um die lücken zu füllen
sondern schlichte denkfaulheit - seh ich jedenfalls so
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)