05-02-2013, 23:26
(05-02-2013, 22:59)Gundi schrieb: Die Promotion ist eine seltsame Erscheinung. Mal schwer, mal eher weniger. Mal Druck, mal freie Entscheidung. Der eine schreibt sie, um neue Erkenntnisse zu sammeln, der andere um den Dr. auf dem Klingelschild zu haben. Bei dem einen ist sie lediglich eine bessere Seminararbeit, bei dem anderen eine intensive, mühsame Forschungsarbeit.
Schade, aber wahr: Der Titel muss über die Fähigkeiten des Trägers nicht viel aussagen.
da stimme ich dir zu
bei uns hieß es, nur halb scherzhaft:
wer inskribiert und nicht krepiert, der promoviert
sprich: letztlich ist die promotion eine sache des sitzfleischs, nicht der herausragenden begabung. ich selber habe meinen doktor letztlich auch gemacht, weil ich eben die günstige gelegenheit hatte (industriedissertation als vertragsassistent am institut meiner diplomarbeit) und andererseits noch keine richtige lust, die uni zu verlassen. fachlich war sie für meine weitere berufslaufbahn eher unerheblich
schwierig ist natürlich die bewertung einer dissertation. in den naturwissenschaften meist einfach, wenn - wie von mir auch - eine hypothese durch versuche verifiziert wird. daß jemand versuchsergebnisse einfach erfindet oder woanders abschreibt, ist beliebig unwahrscheinlich, würde wohl auffallen. dann kann man noch über den wissenschaftlichen wert der auswertung streiten - aber abschreiben ist eigentlich nicht
wie aber bewertet man das in den, von naturwissenschaftlern gern scherzhaft so bezeichneten "laberfächern" der geistes- und sozialkwissenschaften? wissenschaftliche arbeit basiert da eher selten auf der empirie des versuchs, vielmehr geht es im wesentlichen um das zusammenfassen von bereits (von anderen) gedachtem, dieses in neue zusammenhänge zu stellen und neue erkenntnisse daraus zu gewinnen. das geht gar nicht ohne "abschreiben" im sinne von verwenden von material anderer autoren
dann stellt sich eher die frage der wissenschaftlichen originalität im schlüsse ziehen als bewertungskriterium, rein formal natürlich müssen zitate eindeutig sein, um nicht als genuiner ausdruck eigenen denkens zu erscheinen (z.b. copy&paste-texte)
letztere gabs natürlich zu schavans zeiten noch nicht (meine diss hab ich auf einem mainframe in die tasten gehauen, mit einer textsoftware, die gar nichts konnte, keiner mehr kennt und in der natürlich auch keine anderen texte verfügbar waren). insofern, auch wegen der heute völlig anderen zugänglichkeit anderer texte gestern und heute (vormittage in der uni-bibliothek, wo man nur unter mühe xerox-kopien einzelner seiten machen konnte, gegen ein paar klicks im net), werden sich wohl auch die gepflogenheiten wissenschaftlichen zitierens geändert haben
ich kanns nicht beurteilen
guttenberg seh ich etwas anders, aber auch da kenne ich natürlich nicht die einzelheiten und umstände
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)


