28-12-2012, 01:20
Meinst du, dies "Selber-Denken" komme nur bei Humanisten vor? Es ist auch immer erstaunlich, welche Gegenargumente angebracht werden (Egoismus?). Das Einzige, was sich aus Deinen bohrenden Fragen ergibt, ist eine gewisse Aggressivität religiösen Vorstellungen gegenüber. Aber Egoismus lässt sich nicht daraus ablesen - weder ob noch ob nicht.
Die "rationale Basis" unseres Handelns beruht somit letztlich auf der "goldenen Regel", wie sie sich auch in den Evangelien findet. Die Frage bleibt aber, ob wir in kritischen Situationen tatsächlich rational (also zum Wohle aller) handeln. Ich denke, wir handeln viel spontaner und im Sinne des geringsten Widerstandes, z. B. weil spezifische Information gar nicht greifbar ist. Ich bin daher nicht so optimistisch wie du, in allen Fällen zu wissen, was gut für andere ist.
(27-12-2012, 15:11)petronius schrieb: ... nur bleibe ich da eben nicht stehen. kultur und tradition sind für mich keine ausreichende begründung. ...Kultur und Tradition sind aber Ausgangspunkte jeder eigenständigen Überlegung. Vor allem sind sie "Gefühlsbildner"; d. h. sie prägen, was wir für gut und richtig finden, ohne lange darüber nachzudenken. (Was wir dadurch in gewissen Situationen z. B. Zeitung Lesen spontan denken, entspricht keineswegs deinen und meinen Idealen).
meine ansichten über das wie der aus meiner sicht besten gesellschaftsordnung und, ja, menschenwürde und menschlichkeit würden sich jedoch nicht ändern.
(27-12-2012, 15:11)petronius schrieb: tradition allein kanns also nicht sein. sie begründet nichts rational, ja, wären die ideen der menschen immer nur auswüchse von "kultureller prägung und denktradition", so hätten neue ideen nie entstehen können. z.b. wären humanismus und aufklärung nie entstanden, wenn die menschen ihre ideen nur aus der tradition (damals christlich verbrämte obrigkeitshörigkeit im feudalen system und mittelalterliche scholastik) bezogen hättenDem stimme ich vollkommen zu.
(27-12-2012, 15:11)petronius schrieb: nein, das kam alles vom selber denken. von der reflexion des seienden, vom den dingen auf den grund gehen (caveat: das ist etwas anderes als sich einen "urgrund" herbeifantasieren, eine letztbegründung konstruieren. es meint, die beweggründe eigenen handelns auf eine rationale basis zu stellen)Ich denke, diese "Letztbegründung" ist nur oberflächlich betrachtet, christliches Gedankengut. Es ist sicher allgemeines Wunschdenken Vieler, sich der irdischen Relativität möglichst zu entziehen. Dies birgt die Gefahr der "Gesetzlichkeit". Damit ist nach Hans Küng gemeint, der Mensch neigt dazu, die Mitmenschlichkeit durch klar abgegrenzte Regeln zu ersetzen, deren Befolgung ausreicht. Dies ist aber tatsächlich nicht der Fall, wie wir in zahlreichen Diskussionen festgestellt haben. Insofern sollte man auch aus christlicher Sicht jede Letztbegründung tilgen.
Die "rationale Basis" unseres Handelns beruht somit letztlich auf der "goldenen Regel", wie sie sich auch in den Evangelien findet. Die Frage bleibt aber, ob wir in kritischen Situationen tatsächlich rational (also zum Wohle aller) handeln. Ich denke, wir handeln viel spontaner und im Sinne des geringsten Widerstandes, z. B. weil spezifische Information gar nicht greifbar ist. Ich bin daher nicht so optimistisch wie du, in allen Fällen zu wissen, was gut für andere ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard