27-12-2012, 15:11
gefragt, woher ich denn meine haltung meinen mitmenschen gegenüber nehme bzw. herleite, war ich ehrlich genug, zu antworten, daß ich auf das alte prinzip der "goldenen regel" rekurriere, weil ich so (auch) mein eigenes wohl am wahrscheinlichsten gesichert sehe
nun, wie schon ulrich wickert sagte: "der ehrliche ist immer der dumme". es ist daher nur folgerichtig, daß ich mir dann folgendes anhören muß:
"Nun, ich teile deinen Egoimus nicht und kann mit Ideen wie Menschenwürde, Menschlichkeit und letztlich Gott was anfangen"
und zwar von einem user, der das mit "kultureller prägung und denktradition" begründet
nun, selbstverständlich bin auch ich so erzogen ("kulturelle prägung"), anderen so entgegenzutreten, wie ich es mir von ihnen wünsche und von ihnen erwarte, und lebe in einer gesellschaft, in der humanismus und aufklärung sich entwickelt haben ("denktradition"). ich leugne diese einflüsse ja keineswegs
nur bleibe ich da eben nicht stehen. kultur und tradition sind für mich keine ausreichende begründung. z.b. trage ich lederhosen und loden, esse schweinefleisch und trinke bier, weil ich kulturell so geprägt wurde, und erkenne in der mich umgebenden gesellschaft z.b. ausflüsse protestantischer leistungsethik - weil mir diese denktradition vertraut ist
würde ich aber nach arabien auswandern, so würde ich mich anders kleiden, anderes essen und trinken und mich mit den spuren arabischer philosophen in der gesellschaft von heute beschäftigen - meine ansichten über das wie der aus meiner sicht besten gesellschaftsordnung und, ja, menschenwürde und menschlichkeit würden sich jedoch nicht ändern
tradition allein kanns also nicht sein. sie begründet nichts rational, ja, wären die ideen der menschen immer nur auswüchse von "kultureller prägung und denktradition", so hätten neue ideen nie entstehen können. z.b. wären humanismus und aufklärung nie entstanden, wenn die menschen ihre ideen nur aus der tradition (damals christlich verbrämte obrigkeitshörigkeit im feudalen system und mittelalterliche scholastik) bezogen hätten
nein, das kam alles vom selber denken. von der reflexion des seienden, vom den dingen auf den grund gehen (caveat: das ist etwas anderes als sich einen "urgrund" herbeifantasieren, eine letztbegründung konstruieren. es meint, die beweggründe eigenen handelns auf eine rationale basis zu stellen)
sicher haben mir meine erziehung, das wissen um die ideen anderer (und klügerer als ich) dabei geholfen, zu dem zu kommen, was ich letztlich als beweggrund meines handelns erkannt habe - keine frage. aber ich habe über mich selbst, über die natur und zusammenhänge der dinge nachgedacht, ich weiß, warum ich tue, was ich tue, daß und warum ich es für richtig halte - und imitiere nicht einfach das, was andere mir vormachen - weils ja meiner kulturellen prägung entspricht und hierzulande denktradition ist
nun, wie schon ulrich wickert sagte: "der ehrliche ist immer der dumme". es ist daher nur folgerichtig, daß ich mir dann folgendes anhören muß:
"Nun, ich teile deinen Egoimus nicht und kann mit Ideen wie Menschenwürde, Menschlichkeit und letztlich Gott was anfangen"
und zwar von einem user, der das mit "kultureller prägung und denktradition" begründet
nun, selbstverständlich bin auch ich so erzogen ("kulturelle prägung"), anderen so entgegenzutreten, wie ich es mir von ihnen wünsche und von ihnen erwarte, und lebe in einer gesellschaft, in der humanismus und aufklärung sich entwickelt haben ("denktradition"). ich leugne diese einflüsse ja keineswegs
nur bleibe ich da eben nicht stehen. kultur und tradition sind für mich keine ausreichende begründung. z.b. trage ich lederhosen und loden, esse schweinefleisch und trinke bier, weil ich kulturell so geprägt wurde, und erkenne in der mich umgebenden gesellschaft z.b. ausflüsse protestantischer leistungsethik - weil mir diese denktradition vertraut ist
würde ich aber nach arabien auswandern, so würde ich mich anders kleiden, anderes essen und trinken und mich mit den spuren arabischer philosophen in der gesellschaft von heute beschäftigen - meine ansichten über das wie der aus meiner sicht besten gesellschaftsordnung und, ja, menschenwürde und menschlichkeit würden sich jedoch nicht ändern
tradition allein kanns also nicht sein. sie begründet nichts rational, ja, wären die ideen der menschen immer nur auswüchse von "kultureller prägung und denktradition", so hätten neue ideen nie entstehen können. z.b. wären humanismus und aufklärung nie entstanden, wenn die menschen ihre ideen nur aus der tradition (damals christlich verbrämte obrigkeitshörigkeit im feudalen system und mittelalterliche scholastik) bezogen hätten
nein, das kam alles vom selber denken. von der reflexion des seienden, vom den dingen auf den grund gehen (caveat: das ist etwas anderes als sich einen "urgrund" herbeifantasieren, eine letztbegründung konstruieren. es meint, die beweggründe eigenen handelns auf eine rationale basis zu stellen)
sicher haben mir meine erziehung, das wissen um die ideen anderer (und klügerer als ich) dabei geholfen, zu dem zu kommen, was ich letztlich als beweggrund meines handelns erkannt habe - keine frage. aber ich habe über mich selbst, über die natur und zusammenhänge der dinge nachgedacht, ich weiß, warum ich tue, was ich tue, daß und warum ich es für richtig halte - und imitiere nicht einfach das, was andere mir vormachen - weils ja meiner kulturellen prägung entspricht und hierzulande denktradition ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)