12-12-2012, 11:50
(11-12-2012, 22:59)Ekkard schrieb: Ich erinnere daran, dass der Thread nach der spezifisch christlichen Moral fragt. Natürlich kann man fragen, wozu die biblischen Geschichten und wozu ihre Interpretation
darf ich das so verstehen, daß die biblischen geschichten mit einer christlichen moral nichts zu tun haben, nicht als deren quelle dienen?
ich hätte damit kein problem
aus kulturzeugnissen wie der ilias, der gita oder der bibel leite ich selbstverständlich keine heute (noch) gültigen moralnormen ab, wiewohl ich sie als ausdruck antiker vorstellungswelten interessiert zur kenntnis nehme
(11-12-2012, 22:59)Ekkard schrieb:(11-12-2012, 11:40)Glaurung40 schrieb: Womit wir wieder beim Punkt wären, warum man die Bibel überhaupt interpretieren muss. Was ist denn so abwegig an der Meinung, dass die Geschichten in der Bibel genau das meinen, was darin geschrieben wird?Du gibst die Antwort ja selbst: Unser Sprachverständnis ist ein anderes. Und folglich ist jedes Verständnis Interpretation. Und wenn schon, dann kann man ja mal in der Historie nachsehen, wie die Menschen damals gedacht und vor allem geschrieben haben
mir scheint, da reden zwei aneinander vorbei
bei der frage nach der interpretation gehts doch darum, ob man auf biegen und brechen etwas aus einem antiken text herauslesen kann oder soll, was uns heute noch als anleitung dienen soll. bei der ilias etwa käme niemand auf diese idee, auch wenn sie natürlich sprachbilder verwendet u.ä., die der nachgeborene so nicht mehr unbedingt versteht, anders als der zuhörer dieses versdramas vor über 2500 jahren (weshalb es ja auch immer wieder spannende neuübersetzungen gibt, wie zuletzt die ganz hervorragende von raoul schrott)
(11-12-2012, 22:59)Ekkard schrieb: Es steckt in der Tradition einfach Beziehungserfahrung und der Glaube an bestimmte mythische Vorstellungen, welche diese Beziehungen regeln sollten. Man kann davon lernen (s. u.), aber nicht (heute) danach leben
klar kann man davon lernen - vor allem, wie mans nicht machen soll. seltsamerweise aber machst auch du selbst dann doch wieder eine ausnahme und meinst, daß man nach einem bestimmten textfragment, welches du zum kern der bibel bzw. des auf der bibel gründeneden glauben erklärst, sehr wohl leben (können) soll
nur: mit dem gleichen recht kann doch auch ein anderer hergehen und dasselbe mit einem auch in seiner aussage völlig anderen fragment tun
(11-12-2012, 22:59)Ekkard schrieb: Wir haben in der Bibel einen Glaubenstext, aus dem wir etwas lernen können über Dinge, die stets vorkommen. Da versaubeutelt ein Sohn seinen Erbteil, und kehrt zurück. Da können sich Menschen nicht über den Lohn einigen, da wird nach den wichtigsten Geboten gefragt ... Alles ist so aufgezogen, dass sich ein "ach ja"-Effekt einstellt
ach ja - wo menschen sind, menschelts. auch die altvorderen mußten sich schon mit den gleichen problemen herumschlagen wie wir heute
das mag ja recht beruhigend sein - oder auch beunruhigend? seis drum - aber was, bitte, sollen wir daraus lernen?
(11-12-2012, 22:59)Ekkard schrieb: Wer's nicht lernen will oder etwas Besseres weiß, ist gerne eingeladen, uns seine Version vorzutragen
noch mal: was lernen?
(11-12-2012, 22:59)Ekkard schrieb: Ich bin aber nicht gewillt, Fragen zu beantworten, welche die mythische Seite der Angelegenheit in Frage stellen. Diese Fragen sind ein für alle Mal dadurch beantwortet, dass man über die Seinsweise Gottes nichts aussagen kann.
und wieder schließe ich mich wittgenstein an:
wovon man nicht reden kann, darüber muß man schweigen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

