05-12-2012, 01:05
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-12-2012, 01:09 von schmalhans.)
(04-12-2012, 23:37)Ekkard schrieb:(04-12-2012, 15:45)schmalhans schrieb: Aber wo und was ist denn nun "das Gute"? Gib doch bitte mal ein Beispiel. (Dass du das Werk von Victor Hugo als Unsinn bezeichnest, ist allerdings der Hammer!)Ich bin mit dir einig, dass es ein absolutes Gutes nicht gibt. Es gibt nur jenes Gute, das man in einer Situation tun kann. So kann es gut sein, einen Kranken nicht allein zu lassen (außer er/sie will es), die Nachbarskinder im eigenen Haus spielen zu lassen, wenn deren Eltern einen Behördengang haben, Menschen zu beraten, wenn man dies (professionell) kann, sich in Gremien der Kommune einbringen …
Ich habe im Übrigen nicht Victor Hugos Werk als Unsinn bezeichnet, sondern deine Argumentation. Die beiden (von dir genannten) Protagonisten sind Gefangene ihrer Situation. So, wie du es hier vorgetragen hast, gibt es für die Beiden nichts Gutes. Folglich ist die politische Situation das, was nicht gut ist, nämlich weder für den Dieb noch für den Polizisten. Das drastisch darzustellen ist natürlich kein Unsinn.
Das stimmt so leider nicht, denn Hugo hat genau das beabsichtigt: komplexe soziale Zusammenhänge und die Rolle der Gesellschaft zu erkunden. Denn ethisches Handeln passiert nicht im abstrakten Raum, sondern diese Situation ist völlig real. Ich will meiner Familie etwas Gutes tun (sie versorgen), muss dafür aber etwas tun, was negative Auswirkungen hat (in einer Firma arbeiten, die Kinderarbeit unterstützt). Aktivisten wollen dies verhindern und protestieren dagegen, dabei werden Menschen verletzt (was die Aktivisten wahrscheinlich nicht beabsichtigt haben) etc. etc. Du siehst, es ist alles sehr viel komplexer, als einen Kranken nicht allein zu lassen (aber auch das kann dazu führen, dass man andere vernachlässigt, die deine Nähe auch brauchen). Siehst du vielelicht nur eine kleine heile Welt, in der man füreiennader da ist und Soliaktionen organisiert, und vernachlässigst tatsächlich gesellschaftliche Zusammenhänge (und ich meine hier keine politische Situation)?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)