03-12-2012, 20:06
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03-12-2012, 20:07 von schmalhans.)
(03-12-2012, 19:17)Lelinda schrieb: Möglicherweise, weil die Leute früher dachten, dass die Menschen sich nur moralisch verhalten, wenn sie negative Konsequenzen fürchten müssen. Immerhin waren die Strafen der Justiz in Antike und Mittelalter ja extrem hart. Und da Mitmenschen natürlich nicht alles sehen konnten, war es in den Augen der Anführer vielleicht vorteilhaft, wenn es jemanden gab, der erstens auch die geheimsten Taten jederzeit mitbekam und zweitens entsprechend darauf reagieren konnte, am besten noch härter als die irdische Justiz.
Also so ähnlich wie, wenn Eltern ihrem Kleinkind drohen, dass der Weihnachtsmann keine Geschenke bringt, wenn es heimlich etwas Verbotenes tut, nur ein bisschen drastischer.
Mit anderen Worten: Ein allmächtiger, wissender Gott als Buhmann, weil das Menschenbild derjenigen, die damit drohten, so schlecht war. Das Menschenbild von Jesus war beispielsweise ziemlich negativ.
Der Glaube an einen Gott, der Sünden vergibt, wenn man sie bereut, war dann der erste Schritt zu einer Humanisierung solcher Religionen.
Es ehrt dich, dass dir der Gedanke an eine Drohgestalt, um Wohlverhalten zu erzwingen, fremd ist. Vor 1000 Jahren hättest aber wahrscheinlich auch du daran geglaubt. Wie alle anderen Mitteleuropäer auch.
Genau, früher. Diese Phase haben wir aber hinter uns, der Mensch hat sich weiter entwickelt und ist auf einer anderen Bewusstseinsstufe angekommen bzw. ist im Übergang dahin- dem Denken und Leben jenseits der Religionen. Sie waren ein wichtiger Wegweiser des Menschen in den vergangenen 2500 Jahren, mittlerweile brauchen wir die Krücke aber nicht mehr und können alleine laufen.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)

