25-11-2012, 09:54 
		
	
	(25-11-2012, 03:41)Richard Bastian schrieb: Meiner Meinung nach wäre es gut zuerst ein paar wesentliche Punkte zu klären, hier ist "religionsforum.de", so sollte man an erster Stelle die Sichtweise der Religionen anführen und sie begründen durch Texte der jeweiligen Schriften oder Aussagen von Gelehrten.
Oder man fragt sich, inwieweit diese Haltungen für die Diskussion noch nutzbringend sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Religionen mit ihren Schriften aus einer Zeit stammen, in der die heutige Diskussion nicht geführt werden musste. Die Medizin war noch nicht so weit, Menschen so weit über den natürlichen Tod hinweg am Leben zu erhalten; deshalb vermute ich, dass es damals weniger relevante Fälle gab. Dementsprechend war, selbst wenn das gewollt gewesen wäre, eine schmerzfreie Möglichkeit zur Sterbehilfe nicht vorhanden. Aber soweit war man ja gar nicht, sogar Selbstmord galt als hoch verwerflich. Es war schlicht nicht diskutabel: Es mussten keine Regelungen gefunden werden, sprich, heute existieren dazu auch keine (religiösen) Maßstäbe. Das Problem von Religionstexten ist ja leider, dass ihre Autoren damals nicht ahnen konnten, in welche Richtung sich die Gesellschaft entwickeln würde. Darum ist es auch selbstverständlich, dass sie heute auf viele unserer Probleme keine Antwort mehr haben.
(25-11-2012, 03:41)Richard Bastian schrieb: So gesehen bleibt außer der persönlichen Meinung kaum etwas übrig wenn man sich mit unserem Thema auseinandersetzen will, nur der Koran sagt eindeutig dass man sich nicht selbst töten darf, alle anderen Religionen müssen sich entweder auf die Ansichten ihrer Gelehrten verlassen, oder eben auf die eigene Meinung.
Tadaa: Die eigene Meinung, da haben wirs ja. Tja, ich stimme dir da voll und ganz zu. Die Religion gibt keine Antwort auf diese Frage, selbst wenn im Koran Selbstmord ausdrücklich verboten ist - damals wusste man noch nichts von Depressionen und Schizophrenie, und von Empathie scheinbar auch nichts, bei solchen Verboten. Also: Warum sich dann auf die Religion stützen? Wir müssen andere Maßstäbe finden, wir müssen neue Argumente suchen und die eigene Meinung höher bewerten als die es damals gemacht haben. Spricht aus meiner Sicht für die Sterbehilfe - zumindest für ihre Möglichkeit.
(25-11-2012, 03:41)Richard Bastian schrieb: Die RKK prangert "jede Art Mord, Völkermord, Abtreibung, Euthanasie und auch der freiwillige Selbstmord“ an, siehe hier: *http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_19800505_euthanasia_ge.html
Ich zitier mal eben den Abschnitt zum Selbstmord:
Zitat: Der Freitod oder Selbstmord ist daher ebenso wie der Mord nicht zu rechtfertigen; denn ein solches Tun des Menschen bedeutet die Zurückweisung der Oberherrschaft Gottes und seiner liebenden Vorsehung. Selbstmord ist ferner oft die Verweigerung der Selbstliebe, die Verleugnung des Naturinstinktes zum Leben, eine Flucht vor den Pflichten der Gerechtigkeit und der Liebe, die den Nächsten, den verschiedenen Gemeinschaften oder auch der ganzen menschlichen Gesellschaft geschuldet werden – wenn auch zuweilen, wie alle wissen, seelische Verfassungen zugrunde liegen, welche die Schuldhaftigkeit mindern oder auch ganz aufheben können.
Auch wenn ich mich bei den ersten Sätzen gleich mal wieder aufregen könnte (Selbstmord = Flucht vor den Pflichten gegenüber der Gesellschaft?? Damit macht man es sich verdammt einfach...), immerhin: "Seelische Verfassungen" werden erwähnt, welche die Schuldhaftigkeit mindern, bzw. aufheben können. Da ich gewillt bin, meinen Mitmenschen weiterhin wohlwollend gegenüberzustehen, unterstelle ich unserem Ex-Papst da einfach, auch an Menschen gedacht zu haben, die den Schmerz nicht mehr aushalten können (und nicht nur an Schizophrene, wobei das auch schon ein Fortschritt im Vergleich zu vor 2000 Jahren wäre).
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
	
	

