05-09-2012, 23:19
(05-09-2012, 22:43)Ekkard schrieb: Mir ist einfach nicht klar, was Glaube überhaupt mit Logik zu tun haben soll. In einem sehr weiten Sinn gibt der Glaube vor, was als (mehr oder weniger) "gut" oder als (mehr oder weniger) "verwerflich" gelten soll, was Gewissen, was Sünde, was Vergebung (Aussöhnung) ist. Dergleichen ist eine Frage des Konsenses. Von welchen Lehrsätzen soll dies nach logischen Regeln hergeleitet werden?
Eine andere Möglichkeit der Analyse sind die religiösen Mythen, deren Aufgabe die Festigung der Tradition ist. Willst du allen Ernstes mythische Vorstellungen analysieren?
Natürlich stellt sich die Frage nach der Logik des Glaubens! Man muss sie sogar stellen, wenn wir überleben wollen. Stillstand und Verharren in Traditionen waren immer der Untergang von Zivilisationen. Und nicht der Glaube gibt vor, was "gut" ist und was nicht, sondern die Ethik, also der gesamtgesellschaftliche Konsens darüber (wie du später ja auch selbst feststellst). Unter den Begriffen, die du nennst ist einzig der Begriff Sünde religiös besetzt. Alle anderen sind selbstverständlich allgemein menschliche Verhaltensformen und nicht an den Glauben gebunden. Denkt ihr glaubenden Menschen allen Ernstes, ihr habt Vergebung und Gewissen für euch allein gepachtet? Diese Überheblichkeit ist lässt mich mehr als nur den Kopf schütteln.
Die Aufgabe von Mythen ist nicht die Festigung von Traditionen, sondern die Erklärung bestimmter Phänomene und Vorgänge in Natur und Gesellschaft. Und selbstverständlich beschäftigen sich Wissenschaften mit der Analyse von Mythen und mythischen Vorstellungen. Warum auch nicht?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)

