03-09-2012, 15:49
(03-09-2012, 02:05)deja-vu schrieb: Wenn man das jetzt "weiterspinnt" dürfte es sowas wie "freier Wille" auch nicht geben.Darüber haben sich schon sehr viele Philosophen und Theologen die Köpfe aufgeheizt, ein Thema worüber man endlos diskutieren kann.
Dazu habe ich hier auch schon einiges gesagt, so wie ich das sehe, aber noch mal ein Vergleich, vielleicht siehst Du was ich meine:
Nehmen wir ein Sinfonieorchester und das bekannteste Werk von Smetana, "Die Moldau". Der Anfang dieses Stückes beschreibt die beiden Quellen, dies ist in der Komposition vorgegeben, Notenwerte, Pausen, etc., und jetzt liegt es in den Händen der Musiker was daraus wird, Sumpf oder Kristall, und je nachdem wendet sich das Publikum schaudernd ab, oder es findet darin "himmlische Musik", ein Geiger kann ein Handwerker sein oder ein Künstler, leiert eine Tonfolge herunter oder verleiht ihr Ausdruck und Gefühl, auch falsche Töne kann er spielen, wie es alle anderen Musiker dieses Orchesters auch können.
Nun besteht solch ein Sinfonieorchester aus mehr als 80 Musikern, und es können noch weitere dazukommen, und vorne steht der Dirigent, und der bestimmt die Tempi und den Ausdruck, und die Interpretation. Er ist derjenige der aus diesem Notenblatt eine Sensation oder einfach nur Murks macht, er wählt die Musiker aus, er zeigt jedem was er von ihm hören will, denn er hat sich für seine Ansicht entschieden wie er dieses Stück sieht und wie er es hören will.
Er ist derjenige der diese Moldauquellen zum Sumpf oder zum Kristall werden lässt, es ist sein Wille!
Wir haben auch unser Notenblatt, und Smetanas Werk ist dagegen ein Stückchen gekritzeltes und zusammengeknülltes Papier, und wir sind der Dirigent, und wir sind auch alle Musiker zugleich, mit allem was einen Musiker ausmacht, und voran steht die Übung, das Lernen, Geduld, Rückschläge, fast das Aufgeben, und wir spielen nicht nur die erste Geige, auch die zweite und dritte, alle Hörner und Trompeten und Pauken, ab und zu ganz alleine die Triangel, den hellsten Ton im Werk, alles das sollten wir können und als Dirigent zusammenführen zu einem Werk, unserem Lebenswerk, und das bedeutet Übung bis zum Ende, erst dann, wenn wir nichts mehr tun können, mit unserem allerletzten Gedanken ist es vorbei, dann ist der Tod.
So ist unser freie Wille diese Kunst aus unserem gegebenen Notenkatalog ein Werk zu machen über das gejubelt werden kann oder das man wegwirft, wobei dieses Orchester noch eine Kleinigkeit ist und nur zum Beispiel dient, denn es ist nicht nur ein Orchester, es ist auch eine Fabrik, ein großer Sportverein, eine Armee, und immer sind wir davon der Chef, wir bestimmen was gemacht wird.
Und dass Gott schon weiß was dabei herauskommen wird, ob es Jubel oder Murks ist, nur wir wissens noch nicht, also sollten wir uns Mühe geben.
Jetzt über Vorbestimmung nachzudenken und sich dabei zu verzetteln ist eine Eigenschaft von uns weil wir immer alles wissen wollen wo es nichts zu wissen gibt, wenn z.B. im Notenblatt ein Paukenschlag kommen soll und Dein Pauker gerade nicht hinschaut, dann gibt es ein anderes Orchester dessen Pauker aufmerksam ist und hinhaut, Du hast nur Deinen Ton vermurkst, doch er kommt, die Welt hört ihn.
So in etwa sehe ich das, ich bin Musiker, und es reicht wenigstens zum Auftreten und Beifall, hier, wie es "dort" werden wird?
(03-09-2012, 07:17)petronius schrieb: mich würde jetzt aber doch interessieren, wie du "zufall" und "kausalität" definierstpetronius, das habe ich doch schon versucht, "Zufall" ist ein Wort das wir benutzen zu unserer Entschuldigung, oder zur Ausrede, weil wir ein Ereignis nicht vorausberechnen oder überhaupt berechnen können, dazu reicht unsere Mathematik nicht, unser Hirn nicht, und alle Computer der Welt nicht aus, nur deshalb sagen wir "Zufall", dieses Wort ist ein Beweis für unsere Geringheit, unsere Unwissenheit, und auch unserer Bequemlichkeit. Deshalb benutze ich dieses Wort äußerst selten, und wenn, dann mit diesem Hinweis dazu.
Ähnlich ist auch der Begriff "Kausalität" zu sehen, obgleich er eine ganz andere Bedeutung hat, denn wir wissen nicht um alle Umstände einer bestimmten Ursache, kausal ist z.B. dass ein Strohballen brennt wenn wir ein brennendes Zündholz darunter halten, aber dieses Zündholz hat auch seine Ursache, wie auch der Strohballen, und wenn wir jetzt anfangen die Ursache des Zündholzes zu erforschen enden wir bei der axiomatischen Quantenfeldtheorie, und dann kommen wir nicht weiter und benutzen das Wort "Zufall", wir Fastnichtse...
Gruß,
Richard
